Donnerstag, 11. März 2010

PHÄNOMENAL zeigt junge Kunst in der WGZ Bank
























 Eine Kunstausstellung „Phänomenal“ zu nennen, erzeugt natürlich eine regelrechte Begriffsautobahn, auf der sich Goethe, Lambert, Husserl oder Heidegger mit den zugehörigen phänomenologischen Einsichten in ihren intellektuellen Karren gegenseitig überholen können. Eine regelrechte Freude für Kuratoren und Kulturjournalisten. Letztendlich geht es auch bei diesen Philosophen einfach nur um Wahrheit, Irrtum und Schein, um die Wahrnehmung all dieser Dinge. Unmittelbarer kann man die Wesenheit von Kunst mit ihren Unsicherheiten derzeit nicht auf den Punkt bringen.
Wenn sich die diesjährige, von der WGZ Bank Düsseldorf bereits zum dritten Mal durchgeführte Ausstellung von Meisterschülern und Absolventen der Kunstakademie Münster gut in das kulturelle Klima eingebettet zeigt, muss das an vielen funktionierenden, qualitativen Faktoren liegen.
Wer zuhörte, konnte bereits bei der Eröffnung festzustellen, dass für die Kunst-Verantwortlichen der Bank Sensibilität und Veränderung offenbar erwünschte Größen sind. Das verdient gerade in dieser Kombination Respekt, das sortiert sorgsam gepflegte Vorurteile aus. Die Eröffnungsansprache von Bank-Kulturchef Thomas Ullrich war kurzweilig und klar, wie die folgende Einführung von Prof. Ferdinand Ullrich eben diesen Namen absolut verdiente. Er steuerte den hochinteressanten Katalogtext bei, der sich sensibel mit den Lebens-Bedingungen von Künstlern und den Lehrinhalten in Akademien auseinandersetzt. Das verdient Beachtung, denn solange es solche profunden Überlegungen an Kunstakademien gibt, dürften Gedanken an die Abschaffung dieser freien Ausbildungsstätten obsolet sein.
Zusammengestellt wurden Künstler und Kunstwerke von Ralf Hartweg und Wolfgang Spanier, die Ihr kuratorisches Können durch ein hohes Maß an Künstlernähe und der erstmaligen, überfälligen Einbettung von anderen künstlerischen Medien wie Fotografie und Video gut zeigen konnten. So waren auch Reflexionen in Richtung Malerei möglich, die selbstreferentiell mittels des guten alten Tafelbild nicht möglich gewesen wären – Beispiele sind da z.B. die Fotografien Jörg Linnemanns oder die Mixed-Media Video-Arbeit von Anja Claudia Pentrop.
Künstler die gerade ihr Studium abgeschlossen haben, müssen nicht fertig sein, der zusätzliche Reiz ihrer Arbeiten liegt in der noch vorhandenen Offenheit und in der Nähe zum Experiment. Um so mehr freut bei dieser Ausstellung, neben der Freude über das Fehlen plakativ-extremistischer Werke, die sich immer wieder anders zeigende große Klasse mancher Bilder und Skulpturen. So wirkt die Elefanten-Plastik von Sun-Hwa Lee gerade aufgrund ihrer scheinbaren Einfachheit des Ansatzes oder wegen der verunsichernden mitteleren Größe, lange im Kopf nach. Anfängliche Zweifel weichen jedoch bald der Einsicht, das die Künstlerin hier auf geheimnisvolle Art alles richtig gemacht hat. Genauso bemerkenswert sind die etwas verstörenden Fotografien (und Performances) von Bianca Voss. Durch reale Widergängermodels aus Comic/Film oder der Einbindung der eigenen Person spielt sie gekonnt und ohne plakative Übertreibung mit unseren Vorstellungen und den Rollen in der Fotografie. Eine malerische Entdeckung ist auch Marianne Völker und Daniela Neuhaus (Bild oben), die gerade mit kleineren Formaten nachhaltige Wirkung hinterlässt. Die Ausstellung  ist demnach gelungen, was selbst durch die etwas schwierige Raumsituation, einen durch vier Eckstellwände nach innen verdoppelten Raum, nicht verhindert wird. Diese Aufteilung ist vermutlich dem fulminanten Andrang bei der Eröffnung geschuldet. Somit hatten die etwa 400 anwesenden Besucher, von denen etliche als Größen des nationalen und internationalen Kulturbetriebs identifiziert werden konnten, ausreichend Platz, um eine gelungene, mit spannenden Positionen versehene Ausstellung durch ihr Kommen zu fördern. Denn der Fördergedanke und die Nähe zu den Akademien Düsseldorf und Münster ist es schliesslich, der diese Ausstellungsreihe vor sechs Jahren begründete.
Um den Kreis zu vollenden, möchte ich mit einem philosophischen Begriff aus der Theorie der Phänomene, der sogenannten „Abschattung“, die einen so deutlichen Bezug zur Malerei hat, zum Ende kommen. Sie bezeichnet die Tatsache, das wir Menschen die Dinge nie mit einem Blick vollständig werden sehen und erfassen können, was in der Perspektive, also unserem Standpunkt begründet liegt.
In Bezug auf die Lebendigkeit der Kunst ist dies ein durchaus nützlicher Umstand. Er wird hoffentlich junge Künstler weiterhin motivieren, die sich abdunkelnden Erkenntnislücken phantasievoll zu beleuchten.
Empfehlenswerte Ausstellung.


Die Künstler:
Jihoon-Ha, Sujin Kim, Barbara Kupfer, Sun-Hwa Lee, Jan Linnemann, Daniela Löbbert, Nico Mares, Bettina Marx, Daniela Neuhaus, Anja-Claudia Pentrop, Marianne Völker und Bianca Voss wurden zur Präsentation bei „Phänomenal“ ausgewählt.
Die Kuratoren:
Ralf Hartweg (WGZ Bank), Wolfgang Spanier
Ausstellungdauer: 10. März – 16. April 2010, WGZ Bank Düsseldorf

Ein Katalog zur Ausstellung „Phänomenal“ mit Texten von Prof. Ferdinand Ullrich ist erschienen:
 ISBN 978-3-00-030320-3

Samstag, 6. März 2010

Galerie Christian Nagel und die Dummheit



















Die derzeit laufende Ausstellung in der Kölner Galerie Christian Nagel beherbergt Bilder von D. Sittig. Die eigentlich angenehm unprätentiös und unaufdringlich wirkenden Galerieräume zeigen ein wenig wahllos verteilt graue Malereien auf Tafelbildern in ansatzweise pastos wirkender Manier. Man kann nicht allzuviel dazu sagen, was nicht schon des öfteren zu solchen und ähnlichen Bildern gesagt worden wäre – auch die wohl konzeptuell angedachte Beschränkung auf Stil und Farbwirkung wirkt forciert. Der schriftliche Hinweis, es handele sich dabei um Aussagen zu „Dekade und Dekor“ verspricht jedoch eine theoretische Unterfütterung des Ganzen. Obwohl an der Arbeitsbar der Galerie zwei Personen Datenmaterial in schöne iMacs hackten, fand sich niemand bereit einige Worte über die Ausstellung oder den Hersteller der Arbeiten zu verlieren. Als einziges Material war ein Pressetext zu erhalten, der mit einer geradezu grotesken Inhaltsleere beeindruckte. (Er kann bei Interesse über diesen Blog als Kopie des Orginals angefordert werden)
Einen solchen Text auf Besucher, Interessierte, Kunstfreunde und die Presse loszulassen, offenbart das Lässige der Präsentation schnell als tiefste Nachlässigkeit und bodenlose Leere des Auftritts. Hier scheinen sich die Haltungen des Malers mit denen der Galerie zu decken.
Bis jetzt hatte ich die Galerie Nagel für eine professionell arbeitende Galerie gehalten, dieses Bild lässt sich nicht mehr aufrecht erhalten. Kompetenz und Sensibilität lösen sich in einem solchen Text auf zu einem giftigen Gebräu der Unseriosität. Es lässt sich mit Komik nicht mehr aufhübschen. Das tatsächlich (es folgen Zitate): „Entsetzen Nostalgie“, eine ominöse „Rektalanamnese der Zeit“ und die „Provokation forcierter Relikte“ eine „zweifach gerichtete Bewegung als solche“ erst ermöglichen ist genauso unwahrscheinlich blöd, wie auch „... eine Ausstellung, die obwohl nur Bilder, eigentlich keine am besten zeigt“ (grammatikalisch insgesamt bedenklich).
Das lässt jeden wirklich Interessierten fahrlässig, früher nannte man das „verarscht“ zurück. Da ist auch mit viel Wohlwollen keine künstlerische Haltung zu finden die vielleicht im positionierten Desinteresse, falls es so etwas überhaupt gibt, münden oder aufgefangen werden könnte. Eher hat man die Empfindung, hier versucht man zu beweisen, das sich veraltete malerische Positionen und Desinteresse an allem Lebendigen, unschwer auch noch besoffen, bekifft oder total gelangweilt in ein Konzept heben lassen.
Es gilt: je höher das Äffchen steigt, desto freier es sein Ärschlein zeigt. Es gibt etliche Galeristen die mit Kompetenz, Überzeugung und harter Arbeit für Ihre Künstler und auch ihre sinnvolle Vermittlung einstehen. Davon sollte es mehr geben. Von solchen Texten weniger.
Die Galerie Christian Nagel ist derzeit nicht zu empfehlen.

Mehr zur Dummheit.

Donnerstag, 4. März 2010

Schwarzarbeit als Alternative zu Olympia



Es gleicht einer regelrechten sportlichen Befreiung, zu sehen, wie das hier kaum praktizierte Schwarztheater ein simples Tischtennisspiel zu einem aus der Zeit und dem Raum gehobenen Kunststück macht. Die Vermeidung der totalen Illusion ist dabei genauso schön wie der plötzliche Perspektivwechsel bei dem man als Zuschauer in die Vogelperspektive geschossen wird. Die olympischen Spiele hätten einige lustvolle Momente und Erkenntnisebenen mehr. Und das die Gewinner immer schon vorher feststehen macht die Sache noch symphatischer. Sinnvolle Schwarzarbeit.

Montag, 1. März 2010

Micatone und Tindersticks in Düsseldorf



















Das ZAKK ist als Spielort für eine Band nicht immer ein schönes Erlebnis, zeigt sich die Halle oft als unsinnlich und als emotional etwas schwer aufzuheizen. Das hätte an diesem Abend jedoch auch an der kruden Publikums-Mischung aus geschminkten Spätintellektuellen und gehemmt-blasierten Sozialpädagogen liegen können, um nur ein paar schwer bewegliche Vorurteile zu benennen. Immerhin spielten die als legendär eingestuften Tindersticks auf, die mit sehr wenigen Plakaten in Düsseldorf, ohne Nennung des Support-Acts angekündigt waren. Fans mögen das Legendäre an den Tindersticks nachvollziehen wollen, ich höre mir nach diesem Abend wieder verstärkt die Gruppe Lambchop an. Warum die Fälschung nehmen, wenn man auch das Original hören kann. Das ist letztendlich spannender instrumentiert und arrangiert, der Sänger stirbt nicht permanent so offensichtlich theatralisch und der Rest knödelt auch nicht mit angezogener Handbremse vor sich hin.
Nein, schlecht war es trotzdem nicht. Die Zugaben waren von echtem Gefühl getragen, da hätte es losgehen können, aber da war eben schon wieder Schluss.
Last-but-not-least: früher hieß man Vorgruppe, heute ist das ein Support-Act und der wurde von der Band MICATONE aus Berlin geleistet. Ich sage geleistet, weil der Auftritt eine schöne, klare musikalische Leistung war. Sängerin Lisa Bassenge brachte beim Auftritt gleich eine glitzernde Spur Klasse und laszive Eleganz ins pseudo-linke ZAKK, die Band mit Boris Meinhold, Paul Kleber, Hagen Demmin machten professionell musikalischen Ernst. Irgendwie kam mir die Stimme der Sängerin bekannt vor, aber erst als ich schon wieder zu Hause war habe ich meine sträfliche Wissenslücke füllen können: die als New German Chanson selbst vom Mainstream-Magazin Stern gefeierte Band Nylon, ist eine weitere musikalische Heimat der Mitglieder von Micatone. Das Lied des Abends war vielleicht „Pearldiving“. Ich kann mich gut daran errinnern, weil es überhaupt nichts pomadiges hatte und diverse brilliante Sängerinnen in meinem Hirn vorbeischauten um die Band zu beglückwünschen. Allen vorgetragenen Songs wünscht man vielleicht noch etwas mehr Brechung, dann umschifften sie noch sicherer die entfernte Klippe eines möglicherweise zu poppig-glatten Vortrags. Es gibt über Micatone viele interessante Dinge im Netz zu entdecken: z.B. Auftritte in Berliner Yogastudios mit Falke Legware als Sponsor, das ist mal richtig schräg ... Ich wünsche MICATONE eine Menge Support aus jeder guten Richtung und muss einen Konzertbesuch der Band dringend empfehlen.

Zur Musik von Micatone.

Photo: ©kulturproduktion2010 Düsseldorf

Donnerstag, 25. Februar 2010

Gruner und Jahrs' ART wird reaktionär.



















Ein vergeudeter Titel auf der neuen Ausgabe des Kunstmagazins ART kündigt die Rückkehr der Schönheit an. Ja, war sie denn weg? Und ist so ein Titel nicht die finale Volksbverblödung? Leistet sie nicht einem reaktionären Kunstverständnis das Wort, den jeder halbwegs sensible Mensch für endlich überwunden hielt? Liebe Redaktion von ART: so viel Mittelmaß muss nun auch nicht sein, denn danach kommt gleich die Diskussion, ob Malerei sich farblich an der Innenarchitektur orientieren sollte. Kunst muss nicht um jeden Preis verkauft werden. Kunst-Magazine dieser Art offensichtlich schon.


Schönheit reparieren.

Sonntag, 21. Februar 2010

Lois Renner bei Rupert Pfab
























Die Galerie von Rupert Pfab hat neue Räume bezogen. Direkt gegenüber der alten Galerie. So etwas ist ein Schritt in eine neue Perspektive, diesmal mehr von oben, liegen doch die Ausstellungs- und Büroräume zwei Treppen hoch im Hinterhof. Man durchquert vorher einen Patio, eine kleine Welt für sich, andere Galerien und Kreative sind Nachbarn, zu Sies und Höke blickt man ins beleuchtete Souterrain, man fühlt sich ein wenig privat und das ist keine schlechte Situation für ein Gespräch.
Die gut besuchte Eröffnung von Lois Renner umfasst etliche großformatige Fotografien des Österreichers. Was beeindruckt sind weniger die in der textlichen Kurzübersicht der Galerie angedeuteten Verhältnisse des Künstlers zum Spiel mit der Wahrnehmung, die angedeuteten Wirklichkeitszonen oder die von Kunstgeschichtlern leider zu oft zitierte ironisch-narrative Bildsprache, sondern es sind die wunderbaren Zusammenhänge der inneren Überzeugungsfähigkeit von Bild und Bildmotiv. Hier zeigt sich meist, ob man es mit einem guten Künstler zu tun hat oder nicht. Lois Renner transportiert das Verständnis der mittlerweile oft fiktiven oder atavistischen Ateliersituation und damit des ehemals genuinen Ortes von Kunstentstehung in eine aktuelle, nicht von Klischees dominierte Bildauffassung. Das macht er wirklich gut, da passiert Überraschendes, da entstehen Fotos, die die scheinbare Nebensächlichkeit von Arbeitsprozessen beinahe als greifbares Gefühl in eine fotografische Sprache umsetzen. Das schafft wunderbare Bildtexturen und -räume. Man fragt sich jedoch wie zwangsläufig wichtig die gleichzeitige Bearbeitung der abfotografierten Kleinmodelle und der selbstangelegten Malerei für das Endresultat ist. Wer Bilder sucht findet Malerei auch in der Fotografie selbst, was braucht es da verspielte Zitate von Malerei im Bild? Es bleibt aber schlicht und einfach sehr gute Fotografie, die durch die zusätzliche Hereingabe der Fleißarbeit im Modellbaubereich eigentlich hauptsächlich Auskunft über die Vielzahl der gestalterischer Möglichkeiten Renners bietet. Dieser Gedanke zu Ende gedacht führt bei Lois Renner nicht zu einer Erweiterung, sondern zu einer Art Implosion in das Medium der Fotografie. Ob dies an der Produktaffinität des Kunstmarktes liegt oder an der schlichten Schwierigkeit der Namensfindung bei einer Vielzahl von künstlerischen Talenten sei vorerst dahingestellt.
Die in der Galerie etwas verloren wirkenden Modellansichten, z.B. des in den Fotografien wieder auftauchenden Drum-Set werfen eine zusätzliche Frage auf: warum tauchen Versatzstücke der Fotografien überhaupt auf? Um den Betrachter von der Wirklichkeit des Modells zu überzeugen? Die so etwas leichtfertig ausgestellten Modelle wirken in dieser Situation didaktisch motiviert und führen dazu, Wahrnehmungsebenen und das Spiel mit Ihnen in den eigentlichen Arbeiten nicht mehr überzeugend zu erkennen. Das ist ein wenig schade bei einer gelungenen Ausstellung mit Fotografie.
Denn um Bilder zu erzeugen muss man noch mutiger werden.

Seitengleis zum Thema Bild.

Dienstag, 16. Februar 2010

Adornos klarer Schrecken: Popkultur



Eine gewisse Klarheit geht von den Worten dieses Interviews aus. Das die genauen Inhalte der Sätze, gerade für die Beurteilung unseres derzeitigen Kultursysstems eine immer noch grosse Rolle spielen könnten, scheint keine Diskussionsgrundlage mehr zu sein. Solche Dinge sind wahrscheinlich schwer aus der Mode gekommen. Soweit haben es die Fackelträger unserer freien Kultur bereits geschafft. Wer bis heute nicht wußte was ein Kardinalfehler ist, jetzt spätestens dürfte er es wissen. In diesem kleinen Film liegt einer der wichtigsten Ansätze, um einer menschlichen und kommunizierenden Gesellschaft näher zu kommen. Mehr als einen solchen kleinen Film braucht es dazu eigentlich nicht – und ich wette, er war nicht mal teuer.

Sonntag, 14. Februar 2010

Kunst und Kindheit unter Vodafone.















„Kind und Kunst“ sind Tabu-Themen der besonderen Art, so wie es die Kultur im Allgemeinen ist. Nachrichten über kreative Kinder sind gern gesehen, frühe Förderung in den kleinen Zeitfenstern der Kindheit ist eine oft beschworene Devise. Jede öffentliche Anstrengung in dieser Hinsicht wird sofort belohnt. Das ist einer der Gründe warum Vodafone oder andere große Firmen und auch öffentliche Träger ein besonders Augenmerk auf kreative Kinder legen. Der theoretische Überbau braucht nicht mal diskutiert zu werden, der Imagegewinn ist beträchtlich, Spendengelder sind leicht zu generieren. Zudem muss keine finanzielle Trägerschaft befürchten in ein schummriges Licht getaucht zu werden, wie es zum Beispiel nach werblichen Geldspritzen bei blutgewaschenen Fahrradrennfahrern gerne mal passiert.
Es gibt aber noch andere Gründe, die wohlwollende Akzeptanz gegenüber der öffentlichen Förderung von „Kind und Kunst“ mit zumindest einem kritischen Auge zu betrachten. Beschwerte sich das deutsche Feuilleton noch vor der ersten Staffel über die hanebüchene kulturelle Ausrichtung vieler Heranwachsender durch RTL’s Superstarsuche, so geschieht dies längst, etwas niveauvoller, sprich: verdeckter, durch die Verakademiesierung von Grundschulen, (siehe die „Kinderkunstakademie“ in Rostock), die Kultur-Aktion „Kinder zum Olymp“ (sic!) der Deutschen Bank oder die sehr RTL-nahe Aktion „Düsseldorf ist art-ig“ bei der sehr direkt eine frühzeitige Kommerzialisierung von kreativen Ideen und eine schnelle Professionalisierung von Kindern und Jugendlichen, durch intensive Belohnungsysteme, Preise und starke Presseanbindung angestrebt wird. Bei dieser Form der oft kulturamtsgesteuerten Nachwuchsarbeit, z.B. im Dienste des Kunst-Images einer Region, stehen die Damen und Herren Sponsoren logischerweise Schlange. Da fragt man auch nicht mehr so schnell warum unsere Kinder Mittags in der Schule nicht flächendeckend ausreichend Gesundes auf den Tisch bekommen. Das gehört ja offensichtlich nicht mehr zur Kultur.
Man darf sich fragen, ob nicht auch hier bigotte Erscheinungen zu uns sprechen. Sowie es keine große Hilfe war, junge oder begabte Künstler in den Akademien zu schnell in die Arme des Kunstmarktes zu treiben, so darf auch bei diesem Thema bezweifelt werden, dass schönes, sinnfreies Spiel und kreatives Probieren von Kindern ohne Ausrichtung und Markt-Protektion sinnlos ist. Was der Umkehrschluss hiervon bedeutet, ist an den Hochschulen bereits gut zu sehen: die Wirtschaft erzieht sich ihre Studenten in den Bachelor-Studiengängen als passende Arbeitskräfte in Rekordzeit selbst heran. And I guess they fit like a glove ... Wenn erst der Kunstmarkt sich aufmacht, um seine Künstler selbst heranzuzüchten, dann hat man einiges an ehemals allgemeingültigen Vorstellungen von Freiheit bereits aufgegeben.
Es wird spannend sein zu sehen, wie spätere Generationen die Systeme der staatlichen oder öffentlichen Frühförderung, wie die der ehemals zwei deutschen Staaten, vergleichen und bewerten werden. Gut und Böse beginnt, wie so oft, durch die immer größer werdende Menge an systemkonformen, aber gut meinenden Menschen zu verschwimmen. Gott schütze uns vor denen, die immer mit kleinen Kindern auf dem Arm ins Fernsehen wollen.

Erziehungslink bitte hier klicken

Dienstag, 9. Februar 2010

Künstler feiern spontan Hartz 4 Urteil























Das heutige Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das voraussichtlich zu einer Erhöhung der Hartz 4 Regelsätze führen wird, ist von vielen Künstlern mit wildem Enthusiasmus aufgenommen worden. Vor dem Karlsruher Gerichtsgebäude versammelten sich spontan mehrere hundert Künstler, um gemeinsam zu singen und zu diskutieren. Die bundesdeutschen Künstler stellen, des Sprechers ihrer Interessenvertretung in NRW zufolge, die verhältnismäßig größte Gruppe der Hartz 4 Empfänger dar. Ein wohl sehr dunkles Kapitel bundesdeutscher Kulturgeschichte, denn gerade das öffentlich gewünschte Bild des erfolgreichen Künstlers verschwimmt zusehends im Nebel einer immer stärker werdenden Hilfebedüftigkeit vieler Kulturschaffender in Deutschland. Selbst die nationale Schwarzarbeit erscheint geradezu als ein Hort der Einfallslosigkeit, vergleicht man die kreativen Pläne vieler Künstler, sich selbst und der eigenen großen Kinderschar, das erforderliche Auskommen zu sichern. Unbehelligt von der hochwertigen professionellen künstlerischen Arbeit werden Parallelexistenzen gechaffen, die nicht selten Tellerwäscher, Parkhausaufsicht, Drogendealer oder gedungener Mörder heissen. Von der ungeliebten und sicherlich unverantwortlichen Arbeit in der Werbung einmal ganz abgesehen. Handtaschendiebstähle zur Finanzierung der Acrylbinder, Farben oder guter Firnisse sind in Malerkreisen längst die Regel und werden in den einschlägigen Kultur-Blogs nachträglich schriftlich legitimiert. Um eine gewisse Entspannung in den Alltag des Künstlers zu bringen, ist das Urteil des höchsten deutschen Gerichts nur zu begrüßen. Die offiziellen Feiern des Bundesverbandes Bildender Künstler im Beisein des stellvertenden Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse werden vermutlich Ende der Woche auf dem Aussengelände der Berliner Charité beginnen – ein Ort, der bei den erwarteten exzessiven Feiern schnelle Hilfe möglich macht. Hoffnung keimt hier und da auf: ein Novum angesichts einer, das Jahrzehnt abschliessenden, opportunistischen, gelb-schwarzen Schunkel-Regierung. Auch Kultur stinkt eben vom Kopfe. Ist es nun Fluch oder Segen, dass sich Wert und Form einer Kultur nicht als Gerichtsurteil abbilden lassen?

Bildquelle:� H.P.Haack

Freitag, 5. Februar 2010

Giacometti und Sotheby’s





















Titelseiten sind nicht lustig. Titelseiten haben eine Aufgabe. Titelseiten machen Stimmung. Selbst die Süddeutsche Zeitung bringt heute den Giacometti als teuerste Kunst-Versteigerung aller Zeiten auf die erste Seite. Die vermittelte Information bleibt eher dürftig: einige Kunstanleger oder im besten Fall Kunstliebhaber sind weiterhin bereit ihre extragroßen Portokassen für gute Arbeiten der Moderne zu öffnen. „Was solls?“, könnte man denken. Jedoch fällt auf, dass sich die Spirale der Preise im Kunstsektor – trotz der tatsächlich existierenden wirtschaftlichen Problematik vieler Menschen – auf einer gewissen Ebene weiter nach oben dreht. Titelseiten machen also Stimmung. Stimmung vielleicht dafür, dass es in einer Zeit, die keine sinnvolle globale Weiterentwicklung bei den nuklearen, geopolitischen und ökologischen Interessensfeldern der Menschheit bietet, dennoch Werte gibt für die es sich lohnt, mit dem hoch vernetzten und in Teilen menschenverachtenden kapitalistischem System bedingungslos fortzufahren? Für die Eigner von Sotheby’s und Co. ist das Ergebnis nur folgerichtig, nach ihrer Kopplung des Auktions- und messedominierten Kunstmarktes und den Interessen der industriellen Eliteprodukte aus dem Mode-Lifestyle-Sektor, die ja alle von einigen wenigen Händen verwaltet werden. Ein Schelm ist also, wer bei Titelseiten an PR denkt. Für diejenigen die es sehen wollen, ist die Höhe der Kunstpreise ein sicherer Ausguck über die glitzernde Leere der in den Museen gepredigten Ersatzreligionen. Dort wird verzweifelt versucht eine sehr angestrengte Übung durchzuhalten: den Spagat zwischen musealem Bildungsauftrag, der durch viele Besucher sinnvoller scheint, und finanzpolitischen Interessen. Das klingt auch im Bekenntnis von Raimund Stecker an, der sofort nach Bekanntgabe des Millionen-Loses die verstärkte Bewachung der Giacomettisammlung seines Duisburger Museums ankündigt. Was bewacht ist, muss eine Attraktion sein – im Hintergrund sieht man die Kronjuwelen glänzen. Verständlich, dass auch die Duisburger vom Rekordverkauf profitieren wollen. Ein Besuch bei den Giacomettis ist allerdings nie umsonst.

Bild: „A-giacometti-ghost-extended“ © crschulz kulturproduktion,  Düsseldorf 2010

Donnerstag, 4. Februar 2010

Hitler als Bestsellerautor


















Autorenrechte sind endlich, also gehen derzeit folgerichtig die Diskussionen um die Herausgabe und erneute Veröffentlichung des Hitler-Buches „Mein Kampf“ wieder los.
Mit dem schnell geäußerten Grundgedanken den kriminell orientierten rechten Publizisten jedweden Wind aus den Segeln nehmen zu können, soll eine umfangreich kommentierte Version 2015 auf dem Buchmarkt erscheinen. Was löblich erscheint, (und zusätzlich ein gelungener Versuch ist, an berühmt-berüchtigten Titeln mit gutem Gewissen mitzuverdienen), zeugt eindeutig von mehr als nur Vorsicht.
Die so dokumentierte Angst vor diesem Buch ist als Signal denkbar falsch, baut sie doch selbst den überschätzten auratischen Ruf des Machwerks weiter auf. Es ist ein Buch. Es ist ein Buch. Es ist ein Buch. Es ist letztendendes ein Buch, in dem alles sehr früh aufgeschrieben stand, was später zum Schrecken vieler verwirklicht wurde. Das bedeutet in erster Linie: alles was kam, kam nicht überraschend. Es war mit schwarzen Lettern auf weißem Papier angekündigt worden. Was dieses Buch augenscheinlich klar macht, ist die fehlende menschliche Fähigkeit – selbst der gutmeinenden Menschen – zur vernünftigen gesellschaftlichen Nutzung von relevanten und substantiell gefährlichen Erkenntnissen, die sich aus einem Schriftstück entwickeln lassen könnten. Unabhängig davon, ob es nun „1984“ oder „Mein Kampf“ heißt. Aus dieser Tatsache lässt sich jedoch nicht ableiten, dass Bücher nicht einen immensen Sog entwickeln könnten, sobald man den unsinnigen Versuch unternimmt sie verstecken zu wollen. In einer Gesellschaft, die, geschult durch langjährige Fernsehunterhaltung, „hart aber herzlich“ und „hart aber fair“ tief im Herzen trägt, darf nicht die Angst das Wort führen, sondern die Fähigkeit, alle Fragen die ein Buch aufwerfen kann, auszuhalten und mögliche gemeinsame Antworten in die Tat umzusetzen. Alles andere ist mit den Gedanken einer demokratischen Freiheit und den Toten des zweiten Weltkrieges nicht zu vereinbaren.

Ein Widerstandskämpfer. Bitte klicken.

Bild:„hitler-s-nopop“ ©2010 crschulz, kulturproduktion

Sonntag, 24. Januar 2010

Düsseldorf: Flingern als Galerienstandort


















Birken. Linden. Platanen. Acker. Das ist das Umfeld in denen etliche Kreative in Düsseldorf-Flingern seit langem ihre Ateliers etabliert haben. Eine Gegend, die sich jetzt auch als Galerienstandort beweisen will. Hierbei lässt sich ein dankenswerter Bezug nehmen auf eine Kunst-Aktion von vor über zehn Jahren, die den Titel: „Kultur findet Stadt – nicht umgekehrt“ trug. Düsseldorf als Stadt, die in ihr bereits historisch zu nennendes Image als innovative Kunstmetropole normalerweise bei Prestige-Projekten ordentlich investiert, hält sich in Flingern noch zurück. Der seit längerem Gestalt annehmende Plan eine lukrative Galerienmeile inmitten des Arbeiter- und Künstler-Viertels zu entwickeln ist vielversprechend, wahrscheinlich weil die ersten Schritte als eine sich selbst stimulierende Aktion begonnen haben. Aus beinahe toten Strassen wurden zum Teil bereits wieder ansehnliche Geschäfts-Reihen, auch wenn deren Besitzer noch lange nicht alle in der Gewinnzone angekommen sind. Eine Reihe motivierter, ambitionierter Galerien ist schon da, zum Teil nach Flingern zurückgekehrt, wie die Galerie von Daniela Steinfeld. Für den Überbau und den nachhaltig guten Ruf der Gegend weltweit hat dagegen schon die „Grande Dame“ der Galerien, die Galerie Konrad Fischer, seit den 1970er Jahren auf der Platanenstrasse gesorgt.
Die frisch zugezogene Galerie Conrads in der schön umgestalteten ehemaligen Post des Viertels ist, wie bei der Eröffnung gut zu sehen war, eine klare Bereicherung. Sie kann neben der Galerie Cosar HMT, Ruzcicka | Weiss und der immer noch neuen Galerie von Petra Rinck für den Fortbestand der kulturellen Spannung sorgen. Der dazu notwendige Mut zur Polarisierung und Selbstkritik ist indes in heutiger Zeit doppelt schwer aufzubringen, galoppiert doch gerade in Krisenzeiten bei den jungen, mutigen Galerien die Angst um die Finanzierbarkeit des Systems „Galerie“ immer schnell neben jeder gewagten Präsentation, resp. der ideellen Investition her. Die zum Teil noch strategisch hochnotwendig scheinenden Kunst-Messen oder auch Kataloge wollen finanziert sein.
Möglicherweise ist aber gerade die aktive Hinwendung zu einem besonderen Stadt-Viertel und die Einbindung in eine spezielle Region, bei richtiger Nutzung und Vermittlung, ein funktionierendes Gegenmodell zum medial geprägten Eigen- und Einheitsbild, hin zu einem Ort des intensiven Gesprächs mit großen Gruppen kauf- und kunstinteressierter Menschen.
Dies bedarf auch neuer, sensibler Organe des Kultur-Journalismus, die sich bereits mit dem Print-Magazin GALPORT parallel entwickeln. Wird die Wichtigkeit des Zusammenwirkens dieser Pole erkannt, ist die Chance der Galerien groß einen eigenen sinnvollen Weg zu formen. Er ist immer eine gute Vorraussetzung, um langfristig in uniquer Weise wahrgenommen zu werden.

Foto/Logo: © crschulz kulturproduktion 2009, Düsseldorf

Montag, 18. Januar 2010

Bei Facebook im Café













 Einige wissen es längst. Zum Beispiel meine minderjährigen Kinder und alle ihre kleinen, selbstbewussten, Internet-affinen Freunde: innerhalb des Facebook Zaunes gibt es virtuelle Cafés oder bei Bedarf auch Bauernhöfe und vieles andere, das man sich aufbauen und mit näher zu beleuchtendem Zeitaufwand verwalten kann. Tun das viele, ist eine erwünschte Explosion von Klicks die Folge, die letztendlich für die Preisgestaltung der Werbeeinnahmen bei Facebook von Interesse sein wird. So weit, so bekannt. Ich versuche gelegentlich ein Kind dieser Zeit zu sein, also habe ich auch so ein Café aufgemacht, eine Woche lang Punkte und Café-Nachbarn gesammelt, bis mir klar wurde, dass ich mir tatsächlich Sorgen machte, wann das virtuelle Essen gar ist ... Darüber hinaus war ich in dieser Woche nicht sehr produktiv. Nachdem ich meinen neuen Freunden und Angestellten im Café Lebewohl gesagt hatte, war ich überzeugt mich durch das Löschen meines Facebook Accounts auch aus dem Zusammenhang gelöscht zu haben. Echte Freunde haben mir heute jedoch berichtet: Nutzer sind immer noch in der Lage, dieses Café virtuell zu besuchen, Tage nach der Löschung werden immer noch Speisen dort verteilt, mannigfaltige Freunde des Internets die noch im Besitz eines Facebook Accounts sind, kommen in mein ehemaliges Bistro, um sich prima verköstigen zu lassen. Doch wem gehört dieses Etablissement eigentlich jetzt, nachdem ich nun kein Besitzer mehr sein kann. Wieso läuft da etwas unter meinem Namen öffentlich weiter, in das ich nicht mehr involviert sein kann. Wer kassiert die virtuelle Kohle für die ausgegebenen Speisen. Ich selbst kann es nicht nachprüfen, da ich keinen Zugang mehr zu Facebook besitze. Wer regelt dort jetzt meine Geschäfte? Ein fremder, aber animierter Koch, dem mein Name bei jeder Bewegung über dem kleinen Kopf ruckartig folgt? Ein unheimlicher und bemützter Avatar? Eine Unperson? Ein Teil-Wesen, abgespalten von meinem Wollen. Welche Aussagen stehen über den Restesystemen einer solchen Neugier?

Andere Reste hier klicken.

Sonntag, 17. Januar 2010

The black and white punk james chance



James Chance ist sehr, sehr groß. Für mich ist er einer der musikalischen Größen überhaupt. Unglaublicherweise konnte man ihn vor etwas über zehn Jahren live im Kunstverein Malkasten in Düsseldorf erleben. Das Konzert war einer meiner aufregendsten Tage, selbst wenn es nicht der James Chance der 70er Jahre war, der sich an diesem Abend hören und sehen liess. Er und diese Form der Musik sollten nie vergessen werden und ich kann jedem jederzeit einfach alle Aufnahmen zum Zwecke höherer Erkenntnis und erstaunter Erbauung ans waidwunde Herz legen. Die einzige Platte die er mit den „Contortions“ bis zur Auflösung 1979 (danach hiess er z.B. „James White and the Blacks“) gemacht hat, heißt „BUY“ und wurde in der Besetzung James Chance | vocals, alto saxophone, keyboards, David Hofstra | bass, Don Christensen | drums, Jody Harris | guitar, Pat Place | slide guitar aufgenommen. Der Titel ist bestimmt als guter Rat gemeint. Einer der drei, (übrigens live im CBGB's aufgenommenen) Bonustracks von „Jailhouse Rock“ in der Chance Version ist ebenso unglaublich, wie die unten gezeigte Orginal-Aufnahme von James Chance and the contortions mit „I can't stand myself“.

Donnerstag, 14. Januar 2010

countdown läuft

Eine noch zu wenig beachtete digital-filmische Auseinandersetzung mit „Countdowns“ besitzt natürlich schon längst ein interessiertes Forum auf YouTube. Das direkte Abfilmen von Fernsehschirmen, das Zusammenstellen von fehlerhaften Filmschnipseln, Spielfilmen vorangestelltem (Arbeits-) Bildmaterial und Ausschnitten der animierten Konsolen-Games ist ein ästhetischer Versuch der ausgesprochen spannend ist.
Ausserdem passt das Thema „Countdown“ leider längst wieder ...
Video ab:

Mal ein Loblied auf HA Schult.

















Die vorgeschobene Diskussion ob HA Schult zu plakativ arbeitet oder ob er illustrativ wichtige Themen der Zeit für seine Form der Kunst nutzt, ist langsam gedacht und müßig, um nicht zu sagen langweilig. Man muss seine Trash-People nicht mögen, das wird ja von keinem verlangt. Aber niemand sollte so borniert sein und den elementaren Wert des Mülls und seine Umformung für das Kulturverständnis der westlichen Zivilisationen in Frage stellen. Denn diesem Thema stellt er sich und er schafft eine interessierte Öffentlichkeit dort, wo Politiker meist ins Schwafelige abgleiten. Das von den Nutzern schnell entsorgte Verpackungsmaterial und anderer Abfall ist selbstverständlich ein wichtiges Kulturgut, denn es wurde zumeist mit dem Ziel Müll zu sein hergestellt. Das gilt für Tetrapacks genauso wie für Kinderspielzeug. Auf dieser Idee baut unsere Gesellschaft wirtschaftlich gesehen auf. Mit einer Reihe von industriell aufbereiteten Materialien erzeugt, ist industrieller Müll immer durch die Hände vieler Techniker, Konstrukteure und Entwickler gegangen. Diesen Produkten wurde genauso viel Aufmerksamkeit zuteil, wie es jedes andere wichtige Produkt unserer Konsumgemeinschaft bekommt. Es unterliegt auch den gleichen Preis und Qualitätskriterien. Diese Kulturgüter befinden sich als Müll in einem Feld ihrer Existenz, die noch weit entfernt von jener Auflösung ist, die ihnen als Makel-Badge anhaftet. Diese vielfältigen Objekte der Mißachtung stehen an einem Punkt ihrer Erscheinung, die nach Verwandlung und zuführender Erkenntnis geradezu schreit. HA Schult hat diese Aufgabe als ein ehrenvolles Ziel, mit Unnachgiebigkeit exakt so angenommen, wie er es nun einmal tut. Mit der gleichen Intensität nimmt er sich jetzt wieder der Mobilität an.
Es stimmt eher traurig, daß immer weniger Künstler polarisierend in die Öffentlichkeit geraten. Es sind immer weniger Menschen, die sich unbequemen Fragestellungen aussetzen, aus Angst sich vom medialen Massenkonsens zu weit zu entfernen. Lieber werden kunstinterne Reflexionen mit vordergründig modernistischer Kunst durchgespielt oder Kunsttableaus erarbeitet, bei denen man sich – trotz des Tabus die in der Schönheit steckt – immer fragen sollte: Ist das eigentlich wichtig ...?
Die Umformungen und Verweise auf die wichtigen Fragen des Jahrhunderts aber werden durch die Kultur gelöst werden müssen. Nur dort liegt der Schlüssel. Wir brauchen mehr denn je Öffentlichkeit für jene Künstler, die sich an angeblich uncoolen, unpopulären, moralischen oder nicht so marktkonformen Feldern künstlerisch ab-arbeiten und die ihre Ideale nicht auf dem Altar der Nutzbarkeit und des leichten Geschmacks opfern. Das verlangt nach einer kompetenten Presse, die in der Lage ist, die gute Idee von der Mittelmässigkeit zu unterscheiden. Was die Zeitungen wohl dazu sagen?

Mehr von HA Schult Öko Globe

Dienstag, 12. Januar 2010

Das Zweite Feld














Für alle Freunde der besonderen Musik,verweise ich auf eine neue musikalische Skizze, die jetzt bei myspacemusic gehört werden kann. Gewohnt gewöhnungsbedürftige Texte unterstreichen die besondere Stimmung der mütigen bis schwermütigen Songs. Texte aus Arbeitslosenforen des Internets stärken dabei vernachlässigte Randgruppen seit einigen Jahren vermutlich ohne jede Konsequenz. Gerade darin liegt ein wichtiger Faktor dieser Kunst. Myspace als Versteck. Verstecke als Kunst? „Endgeil ist ideal“: so heisst der 1:30 min. Auschnitt des neuen Stücks. Der song liegt allerdings auch  in einer zweiten Textversion vor, die dann „Rakete Berlintapete“ heisst.

Das Zweite Feld hören.

Sonntag, 10. Januar 2010

Kulturgut schwarze Socke






















Was zuerst wie ein fehlgeleiteter Indianername klingt, ist in Wirklichkeit ein Stück dunkle, aber starke Identität für viele deutsche Männer. Damit das Herren-Outfit in diesem Punkt eine gleichbleibende Qualität behält, gibt es, bestehend aus 82% peruanischer Pima-Baumwolle, die klassische Wadensocke im Abo. Der somit vereinfachte, weil automatisierte Versand von drei Paar Testsieger-Socken erreicht den Mann ab dann mit größter Regelmässigkeit - um garnicht erst die falsche Schwärze den sensiblen Fuß berühren zu lassen. Ein lohnenswerter Kultur-link.

Mehr zu den Abo-Socken.

Samstag, 9. Januar 2010

Klischee-Routine Ruhrgebiet























Grundsätzlich sind wir alle begeistert, wenn untergehende Industriestandorte zu Hot-Spots der Kultur umfunktioniert werden. Der Duft leichtfertig aufgegebener Chancen steigt jedoch auf, wenn sich die Highlights der Kulturregion 2010 nicht in kritischen und weiterführenden Kontroversen ausbilden, sondern in Ausweidungen der altbekannten Klischeeroutine. Sollte jemand ernsthaft glauben, dass sich die finanziell vollkommen ausgebrannten Städte im Gebiet der Ruhr durch ein weiteres Regionalmuseum und Konzerte von westfälisch sprechenden Komikern wieder aufforsten ließen? Man greift auf die Kultur nur aus einem Grund zurück: weil sie immer noch da ist. Weil sie, bei aller Leere, das ist, was sich politisch noch in nutzbare Münze umschlagen lässt. Letztendlich, um nicht das ganze Gebiet in Aufruhr und Brandstiftung enden zu lassen.
Man darf von der Politik erwarten, das sie Menschen und Strukturen fördert die wirkende Idee tragen können. Dann bildet sich Kultur von ganz alleine. Ob der umgekehrte Weg als Versuch funktioniert, darf bezweifelt werden.
Da braucht es bestimmt nicht die immergleichen Fernsehgesichter, die sich medial auch mal als einige Ruhrgebietsfamilie neu erfinden will. Und wer singt? Richtig! Grönemeyer. Wer hätte das gedacht? Fritz Pleitgen sicherlich.
Man-kriegt-wohl-die-Kultur-die-man-verdient, woll …

ZEIT Artikel zur Ökologie des Ruhrgebiets.

Donnerstag, 7. Januar 2010

Bastelkonvolut, Bergagame


















Da waren die Bergagamenfotos und der Blick auf Apollo 12, ein Rezept für Kuddel-Muddel-Salat oder wie man aus den Tuben alles rauskriegt ohne Bluthochdruck. Nie mehr ausatmen bei blinden Heilern, die ganzen Insektenreste beim Koten festgehalten, die peinlichen Cranberries, Jedermann-Stars beim Singen und verwischt in der Tanzbewegung, das Bastelkonvolut „Doppeldecker“, unten die Sponsoren und die winzige Informationsschriftgröße. Ein Knistern wie beim Löschen der Spamdaten.
All diese Parties von gestern. Kunst ist zum Glück nie ganz weit weg.

adhesive tape

Paul Klee trifft Joseph Beuys
















Klee und Beuys miteinander in Zusammenhang zu bringen ist immer wieder eine sehr gute Idee. Sind sie doch beide als Persönlichkeiten und kunstgeschichtlich solitäre, immens einflussreiche Künstler.
Der Titel eines Bildes von Klee, "Ein Fetzen Gemeinschaft", steht synonym für die formale, inhaltliche, weltanschauliche und materiale Nachbarschaft seiner Arbeiten mit den Zeichnungen, Collagen, Aquarellen und Assemblagen eines Joseph Beuys der 40er, 50er und 60er Jahre. Bei der gezielten Auswahl der Arbeiten beider Künstler gilt das Hauptaugenmerk dieses ambitionierten Bandes den alltäglichen, „objekthaften“ Bildgründen wie Schreibpapier, Karton oder Zeitungen und dem Erfindungsreichtum der zeichnerischen und maltechnischen Materialien und ihren Kombinationen. Weiterhin werden kalligraphische Zeichnungen, tagebuchähnliche "Notationen", "informelle" Darstellungsformen präsentiert sowie die naturphilosophischen, "religiösen" Verwandtschaften beider Künstler erläutert.
Hrsg.: Tilman Osterwold (Hatje). 17,3 x 23,5 cm, 352 Seiten, 316 Abb., davon 145 farbig, geb. 35,00 Euro, Katalogbuch Bedburg-Hau

Das Klee Beuys Buch

Montag, 4. Januar 2010

Heinz Friedrich, Existenz und Aufgabe






















In Zeiten der zunehmenden Verunsicherung über die Geltung von Bildung und Kultur kommt der konkreten Auseinandersetzung mit kulturwissenschaftlichen Themen ganz besondere Bedeutung zu. Die Friedrich-Stiftung fühlt sich dem nach wie vor aktuellen und maßgeblichen Rang des literarischen und philosophischen Nachdenkens der Menschen über die eigene Existenz und Aufgabe verpflichtet. Das vielfältige Werk Heinz Friedrichs kann wertvolle Anregungen dazu geben. Lebenslang bemühte sich Friedrich um die schöpferische und humanisierende Kraft einer lebendigen Bildungstradition.
Er war 1945 jung und schwerverwundet aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt und begann aus dem Nichts, ohne jede Berufsausbildung, einen ganz der Kultur und Humanität gewidmeten Lebensweg: zunächst Journalist und Schriftsteller, mit 25 Jahren Feuilleton-Chef und Mitbegründer der “Gruppe 47”, dann Rundfunkredakteur und Leiter des “Abendstudios” im Hessischen Rundfunk, wurde Friedrich Cheflektor der Fischer-Taschenbücher und anschließend Programmdirektor von Radio Bremen.
Ab 1961 Chef des neuen DTV, galt er schließlich als “größter Taschenbuch-Verleger Europas” (Joachim Kaiser). Weiterhin auch als Essayist und Kulturkritiker tätig, wurde er zum Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste gewählt. Die Universität München berief Friedrich zum Honorarprofessor für Germanistik und Buchwissenschaft.


Buchtipps (Auswahl)
-Wirkungen der Romantik. Ein Beitrag zum Problem der poetischen Wirklichkeit. Reihe Geist und Gegenwart. Beiträge aus dem Abendstudio des Hessischen Rundfunks. Eremiten-Presse Frankfurt am Main 1954.
-Im Narrenschiff des Zeitgeistes. Unbequeme Marginalien. Verlag C. H. Beck München 1972. 2. Auflage 1973.
-Kulturkatastrophe. Nachrufe auf das Abendland. Verlag Hoffmann und Campe Hamburg 1979.
-Kulturverfall und Umweltkrise. Plädoyers für eine Denkwende. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1982. [Veränderte Taschenbuchausgabe von ›Kulturkatastrophe‹ (1979)]
-Gedichte. Ausgewählt von Horst Bienek. Privatdruck München 1982.

Die Friedrich Stiftung

Sonntag, 3. Januar 2010

Kultur, Spiegelwirtschaft, Schatten.















Wird ein Gegenstand von einer Lichtquelle beleuchtet, entsteht auf der Seite, die von der Lichtquelle abgewandt ist, ein dunkler Bereich. Dieser wird als Schatten bezeichnet. Gegenstände innerhalb des Schattens reflektieren wesentlich weniger Licht, als solche außerhalb.
Das kann ein gewisser Vorteil sein bei Menschen und Gruppen die im Schatten arbeiten wollen oder ihn brauchen um ihre Aktivitäten zu verheimlichen. Aus einer solchen Einstellung erwächst die sogenannte Schattenwirtschaft. Dort sind dunkle und unklare Aktivitäten heimisch, die mittels finanzieller Grauzonen an den sozialen Systemen und der Steuerabgabe vorbei operieren.
Schwarzarbeit ist nur ein Name dieses bekannten Phänomens. Man sollte endlich auch den als tiefdunkel einzustufenden Kapital- oder Aktienmarkt hinzurechnen, der neben der Schwarzarbeit einer der großen Profiteure von Wirtschaftkrisen ist. Dies lässt sich auch im Rückblick auf die Finanzproblematik des Jahres 2009 sagen, die, im Ausblick auf die kommenden 365 Tage, zwar auf einen drastischen Rückgang der Ausbildungsstellen hindeutet, aber gleichzeitig eines der profitablen Jahre für Bankgeschäfte darstellte. Gerade die deutschen Aktienmärkte waren neben den brasilianischen Aktien die erfolgreichsten. Wer Geld hatte hat jetzt noch mehr.
Alle hatten doch angenommen den Banken ginge es schlecht und deshalb mussten die Steuerzahler einspringen. Offensichtlich weit gefehlt.
Interessant ist dabei, wer im Schatten wie lebt. Und ist es nicht eine Frage von Kultur, wie diese Zustände bewertet werden? Denn es sind die Bankrotteure, Saboteure, Spekulanten und Finanzjongleure die aus dem Scham-Schatten herausgetreten sind. Sie sind hemmungslos und von der Politik begünstigt. Schlechte Aussichten für diejenigen die sich noch als Bürger fühlen.

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Mahnmal Rosa Platz und das passende Hemd























Das Wiener Mahnmal für homosexuelle NS-Opfer ist gescheitert. Die Idee eines mit rosa Wasser gefüllten Beckens wurde offiziell am 18.12.2009 gekippt – angeblich wegen technischer Schwierigkeiten bei der Realisierung und mangelnder Beständigkeit der Wasserfärbung.

Derzeit gibt es in Deutschland drei vollplastische Umsetzungen von Mahnmalen für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus. Die erste dieser Gedenkstellen ist ein 1994 von Rosemarie Trockel in Frankfurt aufgestellter modifizierter Engel. Ein schönes und bestürzendes Bild, das der Unmöglichkeit dieses Unterfangens, nämlich ein gedenkendes Abbild im Zusammenhang mit systematischer, menschenverachtender Gewalt zu erzeugen, gerecht wird.

Die jetzige Diskussion und gerade erfolgte Ablehnung des in Wien geplanten Mahnmals aus rosa Wasser in einem Becken, genannt „Rosa Platz“ von Hans Kuppelwieser, aus technischen Gründen, erscheint mir durchwachsen. Es fallen zwei Dinge auf: die plakative, illustrativ zu nennende Idee des rosafarbenen Wassers und die deutliche Vorhersehbarkeit der aufgetretenen technischen Schwierigkeiten. Künstler sind jedoch auch in der Lage Prozesse, Bilder und Objekte zu entwickeln, die ein wichtiges Thema nicht nur in seiner zuerst sichtbaren Symbolik streifen. Auf diese Kraft sollte man mehr bauen. Es gibt schon zu viele kleinste gemeinsame rosa Nenner.

Der lange Arm des Kunsthandels im ZDF?




















Wenn bei ZDF-„Heute“ Künstler mit Ihren Händlern vorgestellt werden, wenn eine Nachrichtensendung einen Atelierbesuch macht, dann sollte man genauer hinsehen und -hören. Sobald ein Instrument des Kunsthandels wie das Auktionshaus, am Morgen des 30.12.2009 in der ZDF-Nachrichtensendung als Börse bezeichnet wird, dann lässt sich beobachten, wie die Haltung der seriösen und gut recherchierten Berichterstattung verlassen wird, um einen Künstler forciert zu etablieren. Auktionshäuser sind keine unabhängig agierenden Gradmesser für gesellschaftlich relevante Kunstentwicklungen sondern vollkommene Inseln reinkapitalistischer Kartelle ...

Viele Galeristen sind sich ihrer Sache überhaupt nicht sicher, was in Zeiten von Geldschwemmen leider dazu führt Dünnes oder Plakatives schnell an den Markt zu bringen. In Zeiten von Krisen führt das im Kunsthandel dazu, eine sichere Bank aufzusuchen. Da tauchen, analog zu den Remakes der Popmusik, die Werke und Sammlungen aus den vorigen Jahrzehnten wieder auf, die bereits gut verkauft haben oder bereits Sammlererfolge zu verbuchen hatten. Das spart eigene Investitionen und eine eigene Meinung. Ebenso erscheinen jüngere Künstler, die in den o.a. Nachrichtensendungen z.B. behauten dürfen, sie seien es selbst, die langfristig Wert versprechen, in dem sie in beinahe penetrant zu nennender hyperrealistischer Manier, Fußbälle und Motorräder freigestellt auf die Leinwand setzen (was heißt hier jetzt plakativ oder inhaltsneutral?). Dann werden Fernsehbilder eines lachenden, angeblichen Sammlers aufgeboten, der kameragerecht-zufällig im Atelier zu Verkaufsgesprächen auftaucht – vis-a-vis mit dem ebenso lachenden Künstler.
Zugegeben: das ist wirklich komisch.

Natürlich trägt der Künstler die obligatorisch farbverschmierte Trainingsjacke mit Arm-Streifen, die den nicht mehr so ganz jungen Mann als aktiven, immer noch frischen, modisch orientierten Teil der Szenekultur ausweist. Während des Berichts selbstverständlich immer wieder im Bild: der Galerist mit dem Telefonhörer am Ohr. Interessant vor allem, wenn man weiß, das der forciert propagierte Künstler zu Aufbauzwecken gerade durch verschiedene Hände von Kunsthändlern gereicht wird, die sich selbst nicht als Galeristen bezeichnen, was einen Ehrenkodex beinhalten könnte, sonder als reine Händler und die ihr Desinteresse an kulturellen Inhalten gerne bei einem Wein öffentlich zum Besten geben. Das ist nicht schlimm. So macht man Geld. Das ist okay. So werden halt die Märkte aufgebaut, bei denen aus einzelnen Künstlern Millionen herausgeholt werden sollen.
Es erschreckt nur, dass selbst Nachrichtensendungen der öffentlich rechtlichen Kanäle für dieses einseitige, bzw. zweifelhafte Bild von Kunst benutzbar oder sogar buchbar geworden sind. Alles sehr schlau gemacht, aber mehr als bedenklich.
Die Wendler-Clans der Kultur regieren also weiter: wieder im Fieber.

Sonntag, 27. Dezember 2009

Trägt der Vampirismus das neue Frauenbild in der Kunst?




















Die gedruckten Mega-Seller eines geradezu vegetarisch zu nennenden Vampirismus und seines zugehörigen monströsen Figurenparks sind gerade als up-to-date zu melden, da featured die Kunst- und Lifestylegazettenwelt unter der Überschrift einer neuen Romantik wieder mal Künstlerinnen mit einem zusätzlich popgeschwängerten, leicht verdaubaren, aber angeblich starken, weil blutsaugenden Frauenbild auf. Das sie den Surrealismus gleich mit im Gepäck haben kann nicht verwundern – kaum eine andere Kunstform lässt sich mit jedweder Form der Konsumwerbung in einen derart unverdächtigen Zusammenhang führen.

Dabei leben die langersehnten, wahren Heldinnen eines neuen Frauenbildes nahezu unbemerkt seit Jahren in den schlecht ausgeleuchteten, fleischgewordenen Nischen der Nachmittagstalkshows und anabolen Pumpstationen. Sie warten geduldig und zu Recht auf den Respekt der Öffentlichkeit, resp. der Frauenrechtlerinnen und all der Männer, die sich für eine neue gesellschaftliche Rolle als Vater, Freund und Mann beworben haben. Die echten neuen Frauen haben unvergleichlich starke Körper und sie zeigen ohne falsche Scham das aktuelle Gesicht der Frau, das jetzt geprägt ist von Fehleinschätzung, sexueller Überpräsenz, Härte gegen sich selbst und Selbstverleugnung.
Männer wissen aus langer, Jahrtausende währender Erfahrung glücklicherweise wohin das führt.
Zöpfchen sind irgendwann keine Lösung mehr – auch wenn es wirklich lustig aussieht.
Aber wo Humor ist, da schaut man ruhig in die Zukunft ...

Montag, 21. Dezember 2009

FAZ, Brüder, Sozialismus, Diskussionen.
















Alle Menschen werden Brüder? Das ist Irrsinn.

Schauen wir uns mal einige Brüder in der Realität an. Ist es nicht so, dass gerade unter Brüdern der Kampf um die elterliche Liebe oft so immens ist, dass sie in die Demontage des Anderen führt? Oder schauen wir uns die Brutalität zwischen Kain und Abel an.
„Alle Menschen werden Freunde“ passt da schon eher. Freundschaft lässt durchaus Schwächen, Andersartigkeit und persönlichen Freiraum zu, ohne zu werten. Das bekannte Lied könnte umgeschrieben werden ...
Insgesamt jedoch wird eine Diskussion um das gesellschaftliche Zusammenleben von Menschen beinahe unmöglich, führt man inhaltlich versiegte Begriffe ins Feld.
So wenig wie es den Menschen im Allgemeinen gibt, so wenig kann man von einer massenhaften Absicht ausgehen. Hier stößt die Utopie an Ihre Grenzen. Es ist die Allmachtsphantasie all dieser strukturierenden Umverteilungsstrategien, die sich als Sozialismus, Wirtschafts-Liberalismus, als Christentum oder religiös orientierte islamistische Politik, etc. zeigen, zu glauben, politische und nicht kulturelle Systeme könnten die Erfüllung für etwas sein, dass sich, wie der Mensch, als Wesen ständig sucht und erneuert. Gier ist kein Trieb und Angst ist ebenso wenig ein Trieb und dem zufolge nicht als Schmiermittel eines Gesellschaftssystems zu gebrauchen, dass zu menschlich orientierten, erfüllten Ergebnissen tendieren soll.
Angst ist kein menschlicher Trieb, sondern das animalische Äquivalent zur Eigenliebe – und Gier ist der Versuch diese Angst zu beherrschen. Ergo ist es, profan gesehen, Sicherheit nach der der Mensch immer wieder sucht. Das hat er in der Steinzeit getan, als die Natur noch direkter auf ihn einwirkte, dass tut er im durch Sozial- und Krankenversicherungen geprägten 21. Jahrhundert immer noch. Das ist auch der Grund warum er meistens CDU wählt.
Jedoch braucht der Mensch auch die Befriedigung seiner Neugier. Die ist wiederum ein Trieb und sie ist eine mit Sicherheit genetisch fixierte unlöschbare Gier. Die Kombination eines elementaren Wunsches nach Sicherheit und der Trieb der unstillbaren Neugier werden jedoch nur an einem Punkt dieser Welt sicher zusammengeführt: nicht in der SPD, die dafür stehen könnte, sondern im Fernsehen und in den neuen Medien. Daher ihr Erfolg.
Zuhause bleiben und verreisen. Das ist die Perfektion aus sicherem Gefühl und Neugier. Zur weiteren Zufriedenheit reicht ein Einheitsauto, ein gelegentlicher Kleidungswechsel, die Bildzeitung und die Schrippe am Sonntag . Die Rückwendung vieler ehemaliger Bürger der DDR in die vermeintliche Sicherheit eines omnipräsenten Staates spricht eine deutliche Sprache. Sozialismus oder Kapitalismus spielen keine wirklich entscheidende Rolle mehr, diese Begriffe werden durch Intellektuelle und Wirtschaftsinteressen am Leben gehalten. Daher lässt sich eine Diskussion zu Sozialismus und befreundeten -ismen gar nicht mehr aufziehen. Selbst eine gutgemachte Monarchie ist zur Zeit durchsetzbar. Vorausgesetzt, sie wirft ab und zu eine repräsentable, live gesendete Hochzeit ab. Zum Beispiel Merkel und Sarkozy. Die Sicherheit beider Länder als vermarktbares Bild.
Das nutzt allen Systemen und nur der Fisch stinkt weiterhin vom Kopfe.

Die ganze komische Diskussion auf: http://www.faz.net/sozialismus

Sonntag, 20. Dezember 2009

Wort halten wie Jamie Oliver














NU.DE ist nicht plötzlich ein Gourmetblog geworden, ich möchte nur in echter Anerkennung ein schlichtes und durchwegs schmackhaftes Essen zum Anlass nehmen, den gelungenen Zusammenhang von Qualität und sozialer Intention zu loben. Im Londoner „Fifteen“, dem zweigeteilten Speiselokal von Jamie Oliver, sitzen oben die mit schmalerer Geldbörse und unten sitzen andere, über die ich nichts sagen kann. Die Grundidee des Speisen ist hier an die Vorstellung gekoppelt, mit einer von exzellenten Köchen beaufsichtigten Lehre, sozial schwierigen Jugendlichen wieder in die Spur zu helfen. Oder ihnen zumindest die Chance dazu zu geben. Leider haben alle die dort essen nur zwei Stunden Zeit, um die exzellente klare Küche zu testen – aber man bekommt in dieser Zeit alles was man will auf den Tisch. Und die Rechnung ist beeindruckend normal. Man ist rundum zufrieden. Das liegt auch daran, dass hier jemand sein Wort hält. So etwas wünsche ich mir zu Weihnachten für die politische Kultur in D. Ist ja nur ein Wunsch …

Samstag, 19. Dezember 2009

Das Kopenhågen Monster.





















Schade. Es ist wirklich schade.

Erst kürzlich wurde in diesem Blog über die möglichen Auswirkungen eines Scheiterns der Kopenhagener Verhandlungen nachgedacht, da scheitern sie tatsächlich und die Überlegungen bezüglich einer grünen RAF erweisen sich als aktueller denn je. Gerade für logisch und in wirtschaftlichen Dimensionen denkenden Menschen muss sich der fade Ausgang von „Hopenhagen“, (Werbung von Siemens, sic!) als nicht mehr nachvollziehbar darstellen. Man möchte beinahe beginnen Böswilligkeit zu unterstellen, wenn man nicht wüsste, dass langfristig überhaupt niemandem mehr etwas helfen wird - sollten unsere Volksvertreter den ökologischen Gedanken nicht in die richtige Prioritätenabfolge bei ihrer Verpflichtung dem Volk gegenüber bekommen. Sind es tatsächlich immer noch die kurzfristigen Gewinne von wenigen, die sich den angenommenen guten Absichten der vielen entgegenstellen?
Dieses Gedankenspiel führt uns zu den undemokratischen Realitäten der Lobbys und Wirtschaftsberater, aber vermutlich liegt ein solches Szenario näher an der aktuellen politischen Situation als wir alle glauben können. Hier ist so etwas wie ein billiger Kriminalfall mit Verschwörungstheorie im Gange. Und wir sind die Gefangenen der Gangster. Und Gangster sind nachher alle.
Dieser Film hat kein Happy-End, der ist einfach nur: Scheiße.


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Dienstag, 15. Dezember 2009

Geschmacksverstärker: Casting Show bei Saatchi



















Der Begriff des Massenkonsums spielt seit dem späteren 19. Jahrhundert für den Begriff der Popkultur, vom lateinischen populus, das Volk, abgeleitet, eine entscheidende Rolle. Die Popkultur steht für Dinge des kulturellen Lebens, die in die Lage versetzt worden sind, sich massenhaft im täglichen Leben auszubreiten. Eine Qualitätsfrage geht damit jedoch nicht einher. Das Volk, gemeint ist der Zuschauer, soll jetzt über jede Qualität entscheiden. Spricht etwas dagegen? Das Phänomen der Übertragung von Entscheidungen an die die man unterhalten und erbauen will, ist natürlich erstmal in der mangelnden Kompetenz der Fernsehredakteure und ihrem Willen diese Ratlosigkeit zu überwinden begründet. Aus ihrer Sicht macht man aus dieser Haltung folgerichtig eine funktionierende Methode. Wenn der Zuschauer seine Sendungen selbst in die Hand nimmt, kann er sich auf jeden Fall mit irgendetwas identifizieren, ergo kommen die Einschaltquoten und der erwartete Erfolg. Das ist auch beim Künstler-Casting praktisch. Man nimmt den simpelsten Weg, den ehemals etwas sperrigen Begriff der Kunst einzutüten und so zu nutzen, wie er sich immer noch gesellschaftlich veraltet darstellt.  Man aktiviert heute nur massenweise Zuschauer, wenn sich diese Zuschauermengen selbst auch wiederfinden und darstellen können – und die daran gekoppelte massenhafte Teilnahme verspricht dann die vermuteten massenhaften Einkünfte. Also wird immer mehr vom dazu ausersehenen Volk abgestimmt, quasi auf Teufel komm heraus, von haltlosen oder gutmeinenden Kuratoren, von erhellten Zuschauern, von medialen Stars und mediokren Sternchen. Diese Entwicklung des stetig wachsenden Wahlverhaltens im Fernsehen ist umgekehrt proportional zur Entfremdung der tatsächlichen Politik vom echten Wahlvolk, zumindest in Deutschland. Es ist an sich prima, dass sich Saatchi aufmacht und uns allen mit der casting-show um einen möglichen Superstar der Kunst, wieder einmal klar vorführt, worauf es bei neuen Geschäften ankommt. Die mediale Präsenz ist es,  die den Startschuss für ein erfolgreiches Geschäft ausmacht. Es reichen bereits wenige Tage Ohnmacht oder ein denkwürdig schlechtes Deutsch, um als Fernseh-Ereignis in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu gelangen. Ist das erreicht lässt sich so gut wie alles verkaufen: seien es nun Bücher, schauspielerische Leistungen, Malversuche mit Alkohol, Pflegeprodukte oder Lebensberatung. Wer die Londoner Ausstellungs-Räume Saatchis besucht, dem wird schon durch die Fahnenaufschriften vor dem eindruckvollen Portal schnell bewusst, um was es geht, denn: neben Saatchi ist da ebenfalls Phillips de Pury auf diesen hochformatigen Fahnen vermerkt und das kennt man als Teil eines schwergewichtigen Imperiums aus Modefirmen, Designläden und diversen anderen fetten Wirtschafts-Aktivita, das sich eine, im Falle von Saatchi eher plakativ orientierte Kunst, als Leitstern auf den Luxuskühler heftet. Saatchi hat sich wahrscheinlich schon immer seine Sterne gerne selbst gebaut, wenn er sie brauchte. Er bedient sich jetzt direkt der Möglichkeiten der uns bekannten Massenkultur. Ob allerdings eine Ausstellung in einem Petersburger Großmuseum als Lohn für den siegenden Künstler ein Erfolgskonzept ist, wage ich zu bezweifeln.  Diese Gegend der Menschheit riecht kulturell, trotz der großen Tradition, heutzutage im Zusammenhang mit Kunst immer noch zu sehr nach Ausweichquartier und Verstrickung.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Hilft eine grüne RAF?





















Vorgestern erhielt die Redaktion von einem Briefwechsel Kenntnis, der sich auf die verstärkte Neu-Gründung von militanten, ökologisch orientierten Kampf-Organisationen in Deutschland bezieht. Das Bundesinnenministerium ist bereits seit einiger Zeit in Sorge, daß solche, an Guerrilla-Taktiken, al-Kaida-Methoden und modernsten Internet- und Hackertechniken geschulten konspirativen Gruppen für eine weitere elementare Werteveränderung sorgen könnten. Dieser Weg führt von der Kultur des wirtschaftlichen Wachstums um jeden Preis weg – hin zu fundamentalen Überlebensstrategien unserer Spezies und des menschlich verantworteten Lebens auf der Erde. Das politische Klima ist für den wichtigen Rückhalt, den solche Organisationen in der Bevölkerung brauchen, äußerst günstig. Gegenüber den sechziger bis achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts, fällt bei den jetzt institutionalisierten Kampfgruppen keine Entfremdung, sondern eine Annäherung an die sogenannte Volksmeinung auf. Daran ändert wohl selbst die Bildzeitung nichts mehr. Es scheint, die Politik hat tatsächlich den letzten Kredit verspielt, indem sie jahrelang durch Täuschungen und Vertuschungen die Verursacher der Klimakatastrophe geschützt und gefördert hat – entgegen allen fortwährenden Beteuerungen. Es setzt sich bei großen Bevölkerungsgruppen zur Zeit die Erkenntnis durch, daß auch demokratisch gewählte Regierungen nicht die Interessen eines Volkes vertreten, wenn sie dafür sorgen, dass nachfolgende Generationen keine oder substantiell verschlechterte Lebensgrundlagen haben. Daran gekoppelt dürfte dann, vermutlich zu Recht, der sofortige Verlust der Regierungsverantwortung sein. Zu jeder Kultur gehört immer der Konsens darüber, was ihr wichtig ist. An diesen gemeinschaftlichen Abmachungen, die demnächst möglicherweise nicht mehr in den Parlamenten gefunden werden, müssen sich Regierungen in Zukunft messen lassen. Können herrschende politische Interessengruppen dies nicht erkennen und umsetzen, werden sie wohl in nicht allzu ferner Zukunft zu Entscheidungen gezwungen werden. Diese Szenarien und ihre Machtmittel scheinen sich gerade auszuformen. Was war noch mal die APO?

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Samstag, 5. Dezember 2009

BMW macht sich lächerlich.























Der BMW im Advent 2009.
So könnte eine wundervolle Teilgeschichte einer bekannten Automobilmarke beginnen, vielleicht mit einer Hinwendung zum Besinnlichen – sofern dies bei den zum größten Teil kulturell zwielichtigen BMW-Fahrern vorstellbar ist. Aber ist der Ruf erst ruiniert ... Dies hat man sich auch in der Werbeabteilung von BMW gedacht und sammelt eine Riege von abgrundtief-fadenscheinigen Hobby-Gestaltern in einer Art öffentlichem Adventskalender ein. Er ist ein fantastisches Beispiel dafür, wie unter dem Deckmantel von Kultur- und Kinderhilfe nicht nur Begriffe aus dem alten Haus der Kunst und Qualität mehrere Stockwerke tief heruntergefahren und damit vollständig ihrer gesellschaftlichen Relevanz enthoben werden, sondern es wird perfekt nachvollziehbar, wie sich das Verhältnis von Kunst und werblicher Patenschaft mittlerweile darstellt. Natürlich kennen wir alle das früher noch verheimlichte Spiel der Nutzbarkeit und Anbiederung an künstlerische Felder, sei es von Seiten des Staates oder der Wirtschaft. Aber es wird sichtbar hemmungsloser offenbar und erfüllt in der hier gezeigten Dimension mit einem Gefühl, das dem starken Ekel durchaus vergleichbar ist.
Das Schlimme ist jedoch, dass sich der Verdacht bei jedem Menschen mit auch nur durchschnittlichem Kunstverstand regt, hier sind Menschen mit Moneten in kulturellen Feldern unterwegs, denen Niveau und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Ihrem Tun vollständig gleich gültig ist. Eine Ansammlung schlechter Dinge wird ja durch eine zusätzliche Ansammlung von unterstützenden Firmen und Sternchen nicht besser. Der gute Zweck heiligt hier auf keinen Fall die Mittel, sondern erscheint wie die Grundlage eines grösseren Problems. Auf den Punkt gebracht:
Kulturlosigkeit lässt Kinder hungern und mönströse Adventskalender sind der Beginn davon. Danke BMW. Lieber selber spenden.

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Dienstag, 17. November 2009

Thomas Brinkmann bei Petra Rinck


















 Die Erinnerungsmail der Galerie von Petra Rinck / site begann mit „Nicht vergessen“ und endete mit „Pünktlicher Beginn“. Das lockt lässig ins Haus. Angekündigt war klick/ klick Revolution, ein Projekt von Thomas Brinkmann, der, auf diesem Bezug aufbauend, an diesem Abend die Soundperformance “Feedback“ vor den schönen klaren Bildern von Ralf Brög temporär ins Leben rufen wollte. Die Galerie Petra Rinck gefällt mir. Sie hat oben und unten und Ecken und Kanten. Und es sind immer viele Künstler da.

Das ehemalige Ladenlokal begann tatsächlich pünktlich zu brummen, was vermutlich durch die bis zur höchsten Sensibilität aufgedrehten Empfindlichkeiten der Plattenspieler erzeugt wurde. Dieser Faktor ermöglichte dann Thomas Brinkmann, seine durch manuelle Klopf-, Scratch und Schabgeräusche an den Plattentellern erzeugten Klangbeispiele sphärisch zu verbreiten. Schönes Ding, aber sicherlich schon öfter und mit weniger technischem Aufwand gehört. Mit viel zu selten gesehener sensibler Langsamkeit baute sich die Performance erstmal wunderbar auf. Seine stark entrythmisierten, durch die Echos spiralig gewordenen Klänge aus dem Fundus der elektrischen Nebengeräusche, wurden dann jedoch mit schmerzhaften Lautstärken ins regungslos lauschende Publikum gedrückt. Manche fassen so etwas auch mal als einen persönlichen Angriff auf. Ich z.B..
Mir muss niemand Gewalt antun. Diskurse, die sich immer noch darum drehen, ob der Rezipient energisch geweckt werden muss, sind zum Glück vorbei. Das sich nur etwa ein Viertel der anwesenden Menschen aus Gründen der Selbstverteidigung die Ohren zuhielt, ist für den Rest der tanzlosen Zuhörerschaft kein wirklich gutes Omen. So ein Auftritt polarisiert nicht und schafft auch keine Gespräche, er teilt nur die Hörenden in welche die es sich antun und welche die es sich nicht antun.

Eines hat mich an diesem Abend in der Galerie jedoch besonders berührt:
die eintretende Stille, als Brinkmann den Anwesenden einen freundlichen „Guten Abend“ wünschte. Aus dem gar nicht kleinen Publikum kam leider nur eine einzige Antwort. Manchmal sind zuhörende Künstler einfach irritierend lässig.


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Donnerstag, 12. November 2009

Galerien, Menschen und Regionen verbinden.























Die Erstpräsentation des GALPORT Magazins als Teil des Dienstleistungsspektrums für Galerien und Kunstvermittler ist auf der Kunstmesse Art Contemporary Ruhr 2009 erfolgt. Das Konzept ist vollständig neu und zeigt bereits die Chancen auf, die entstehen können, wenn sich die Idee der Galerie als Gesprächs- und Kontaktraum wieder direkt in das Umfeld der Menschen bewegt. Es wird sich jetzt zeigen, wie offen die Galerien als Partner dieses Dienstleistungsportals mit der Idee der Umstrukturierung umgehen. Auch Galerien müssen sich weiterentwickeln und sollten die neuen Möglichkeiten der Selbstreflektion und inhaltlichen Selbstdarstellungen die GALPORT bietet nutzen. Sie sollten mitgestaltend an den neuen Systemen teilnehmen, um kulturelle Neuberwertung in ihre Arbeit einzubinden. Diese wird die Selbstbestimmung der Kunst, des Kunstdiskurses und der Kunstvermittlung für die nächste Zeit definitiv prägen.

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