Sonntag, 20. Februar 2011

Auf Kunstmessen lernen.

























Obwohl der Neusser (sic!) Initiator der Düsseldorfer Kunst- und Antiquitätenmesse gerade die Remscheider Zeitung als Referenzblatt für sich beinahe Unaussprechliches sagen lässt, ist der Gesamtauftritt in der überschaubaren Messehalle 8 A nicht uncharmant. Das liegt zum einen an der geschickt-geschmackvollen Auswahl der größtenteil grauen Stand- und Wandfarbe. Zum anderen lässt sich in der Gegenüberstellung der allerdings wenig präsenten, aktuellen Kunst und exzellent gearbeiteten Antiquitäten schnell eine gewisse Bedürftigkeit auf Seiten der Kunst attestieren. So wundert es nicht weiter, daß viel Expressionismus und Altbewährtes zu sehen sein muss – neben dem armen, offensichtlich schlaflosen Robert Indiana, der an beinahe jedem Stand zu finden ist. Ganz stark: ein ganzer Raum voll schönster Matarés bei Vömel. Das konnte an Kraft und Finesse durchaus gegen die vielen hochwertigen und abwechslungsreich präsentierten Antiquitäten ankommen. Eine Messe also, bei der die Schwerpunkte noch etwas unausgewogen verteilt wirken. Verbessert man jedoch die Qualität bei der Auswahl der Galerien mit aktueller Kunst entscheidend, hat diese kontrastreiche Show eine spannende Zukunft und Expansionfähigkeit vor sich – auch weil der zeitliche Abstand zur unschlagbar scheinenden Maastrichter TEFAF gerade groß genug ist.

Kriwet, Ferdinand. Hörstücke, Konkretes.

























Ein bisschen wehmütig wird es oft, wenn die Kunsthalle ruft. Es ist jedoch eine gute Idee gewesen Ferdinand Kriwet, dem breiten Publikum hierzulande kaum noch geläufig, dem Schicksal des Vergessenwerdens nicht anheim fallen zu lassen – auch wenn seine Einflüsse bis heute spürbar sind. Herr Kriwet ist ein 1942 geborener deutscher Künstler, der aus der Kombination seiner Hörstücke und vielfältiger bildhafter Textbearbeitungen für jeden Interessierten gut zugänglich ist. Die Präsentation in der Düsseldorfer Kunsthalle bewegt sich jedoch auf einen etwas lauten, hauptsächlich collagierten Kriwet zu. Wenn sich einfache Ableitungen aus den Arbeitstechniken des Künstlers kuratorisch für die Präsentation herstellen lassen, scheinen die Wände jedoch gelegentlich überbunt. Ein wenig zu grob, zu voll für Nuancen. Zu laut. Zudem zeigt sich die Problematik in der Präsentation eines Künstlers der spartenübergreifend und audio-visuell gearbeitet hat in der Ausstellungspraxis: Die wenigen bereitgestellten Kopfhörer, um sich die tollen Hörstücke anzuhören, sind für die meisten Besucher anstrengend und scheinen den Betrachter beim Gang durch die Ausstellung zu isolieren. Eine andere Lösung als Filmbeiträge und Kopfhörer auf schlichten Bänken wurden für die Düsseldorfer Show jedoch leider nicht gefunden. Hier wäre mal richtig nachzudenken – mir fielen da ein paar schöne Sachen ein, das dürfte also auch dem Kuratorenteam gelingen. Die Hinwendung und Nutzung von Licht- und Werbeästhetiken und damit die Hinwendung zu Gefilden des POP frisst dann die Arbeiten Kriwets schliesslich deutlich auf. Man findet immer weniger menschliche Substanz. Die Beendigung seiner künstlerischer Laufbahn in den 1980er Jahren ist folgerichtig. Ein bisschen wehmütig wird es ja oft, wenn man die Kunsthalle verlässt.
Also: anschauen und selbst beurteilen.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Helga Meister, Kulturjornalismus und Machtmissbrauch II





























Der letzte Blogbeitrag zum Thema des persönlich instrumentalisierten Kulturjournalismus, betitelt „Helga Meister, Kultur und Korruption?“, hat zu etlichen positiven Reaktionen geführt. Nicht nur Künstler und sonst verhaltene Galeristen haben diesem Blog von weiteren Fällen des journalistischen Missbrauchs berichtet und (zumindest stille ...) Solidarität erklärt, ich erhielt auch einen Artikelvergleich, der das beschriebene Prinzip veröffentlichter Fehlinformation in der WZ durch Frau Helga Meister im kulturellen Bereich in weitere fatale Dimension trägt. Diesen Vergleich möchte ich den Lesern des Blogs nicht vorenthalten, bestätigt er präzise geschilderten Verdacht und Methode. Dass Frau Helga Meister selbst kuratorisch tätig ist und sein möchte, könnte ein Indiz sein für die Steuerungsabsichten und persönlichen Interessen hinter den scheinbar schlecht recherchierten Kulturbeiträgen, bei der sie möglicherweise die Westdeutsche Zeitung für ihre Zwecke nutzen darf. Der gut recherchierte und seriös formulierte Artikel aus der NRZ (WAZ Gruppe) von Frau Julia Killet vom 7. September 2010 beschreibt Geschichte, Veränderungen und die kulturellen Verdienste des mitgliederstarken und innovativen Kunstvereins WP8 in Düsseldorf. Im Artikel-Vergleich dazu sieht man erneut die fehlerhaft recherchierte, mangelhaft ausgeführte Berichterstattung der WZ Kulturedaktion durch die bereits erwähnte Autorin Meister, vom 26.8. 2010. Das mehrfache, vollkommen überflüssige Namedropping Andreas Gurskys als Gründer und Retter des Kunstvereins WP8 verdeutlicht die bereits peinlich zu nennende, simpel gestrickte Rechnung Meisters, die im gesamten Artikel die Rolle und die Lage des Kunstvereins nicht nur nicht erkennt, sondern ihn verfälscht und destabilisiert. Von der beschriebenen ästhetischen Tarnung der Räume gegen Obdachlose und Drogenabhängige lässt sich wohl eher auf  beinahe rassistische Vorurteile der Autorin schliessen, als auf das offene künstlerische Klima im Kunstverein.
Ein Tabu unserer Gesellschaft bleibt die Situation von Kultur und ihren Strukturen, die zum Teil von einem freien, verantwortlichen Umgang mit menschlicher Kreativität wegführen. Die Presselandschaft braucht mehr kritische Journalisten mit einer echten Haltung und mehr sozialer Kompetenz. Meinen Dank an Frau Killet die mutig genug war, genau das aufzuzeigen. Beide erwähnten Artikel sind mit dem unten stehenden Link nach zu lesen.

Beide Artikel zum download, hier klicken

Donnerstag, 3. Februar 2011

Helga Meister, Kultur und Korruption?


Eine der altgedienten Galionsfiguren des rheinischen Kulturjournalismus.
























Kunst besprechen und kritisieren: das gehört selbstverständlich auch zum Alltag eher regional orientierter Gazetten wie der Westdeutschen Zeitung. Zu wenig untersucht wird die Bedeutung einzelner journalistischer Köpfe innerhalb der Feuilletons, bzw. der Kulturseiten, als gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Machtfaktor. Die angesprochenen  Kulturjournalisten werden von Künstlern und Galerien zum Teil hofiert, zum Teil gefürchtet, fände man doch als kulturelle Leistung nur unzureichend statt, hätte man nicht ab und an eine Besprechung in Form eines redaktionellen Artikels (zumal, wenn man kein Blogger ist ...). Da halten viele, trotz mancher Ungerechtigkeit lieber den Mund, um sich den nächsten Pressebesuch nicht zu verscherzen. An welchen künstlerischen Vorstellungen und journalistischen Werten orientieren sich jedoch derzeit diese Journalisten? Aus welchen Quellen fliessen zusätzliche Honorare? Nach welchen Kriterien filtern Kultur-Journalisten Kunstinformationen für die Leser heraus? Welches gesellschaftliche Bild erzeugen sie damit? Um das genauer zu beleuchten, möchte ich ein konkretes, ein nachprüfbares Beispiel geben und Namen nennen, um zu zeigen, wie Mitarbeiter von Zeitungen Entwicklungen steuern, verschieben oder gar unterbinden können, im besten Fall ohne darüber nachzudenken. Die Fakten: ein in deutsch-weissrussischer Kooperation gänzlich neu entwickeltes Galerieprojekt in Düsseldorf Flingern, wird von einer Journalistin der WZ, Frau Helga Meister, besucht – sie sagt, sie möchte etwas über die Künstler und die Idee der Galerie schreiben. Alle Fragen werden der Journalistin detailliert beantwortet. Aus diesem Interview entsteht ein Artikel, der zum größten Teil das genaue Gegenteil der Interviewinhalte berichtet und die Galerie-Idee nicht nur vollständig unterschlägt, sondern sie regelrecht untergräbt. Ein Artikel, der in Teilen bis heute im Internet erscheint und sich für diese Galerie letztlich imagezerstörend ausgewirkt hat. Frau Meister, die sich mit den Sternchen der regionalen Szene immer wieder gern selbst fotografisch in Szene setzt, berichtete in ihrer Arbeit ohne jeden Skrupel davon, das die Galerie nur Künstler des Stadtteils zeigt, alle Macher aus Flingern stammen und das selbst die Galeristin im Haus wohnen würde. Was scheinbar harmlos klingt ist nicht nur falsch, es ist zudem für den beginnenden Ruf einer international ausgerichteten Kunstvermittlung eine weltweit abrufbare, fatale Fehlinformation. Die so in der Zeitung und später im Web angezeigte, angeblich regionale Ausrichtung der Galerie, die offizielles Mitglied des BVDG und der profilierten Düsseldorfer Galeriengemeinschaft „parallel“ ist, verfügte jedoch von Beginn an über ein breit gefächertes Angebot von Künstlern verschiedener programmatischer Ansätze und Nationalitäten aus ganz Deutschland und tatsächlich zur Hälfte aus Osteuropa. Das Ziel, der auf privater Initiative entstandenen, mit hohem persönlichem und finanziellem Einsatz gestalteten Idee, osteuropäische Kunst und Kultur, gerade aus dem weitgehend unbekannten Weissrussland hinter dem Vorhang des Politischen und Unsichtbaren hervor zu holen und in Düsseldorf öffentlich diskutieren zu lassen, wurde von der Kulturredaktion der WZ und Frau Meister mit einer Leichtfertigkeit verspielt, die im schlimmsten Fall den Verdacht der Korruption oder der Absprache innerhalb des Systems der Galerien und des Kulturjournalismus in Düsseldorf nahelegen könnte. Das nach diesem Artikel verhängte Hausverbot von Frau Meister hatte zum Resultat, dass für eine gewisse Zeit in keiner wichtigen Zeitung der Region mehr Reaktionen oder Artikel über die Galerie erschienen. Noch nicht einmal zum Anlass der erneuten, auch kunsthistorisch gesehen, nicht unbedeutenden Ausstellung mit Deutschlands erster Aktionskünstlerin Chris Reinecke in Düsseldorf, der Mitbegründerin der legendären LIDL Gruppe. Diese Künstlergruppe hat Reinecke in Kunstkreisen und ihren Ehemann Jörg Immendorf in der Welt berühmt gemacht (noch etwas, das man hinterfragen müsste). Wäre dies ein journalistischer Einzelfall, so würde man vielleicht resigniert mit den Achseln zucken, jedoch liegen diesem Blog Informationen vor, das auch in einem anderen Fall Frau Meister für die WZ erstelltes Bildmaterial zur Verfolgung eher persönlicher oder vielleicht politischer Ziele benutzte. Ein Foto, das von ihr auf einer Kunstausstellung gemacht wurde, taucht im Zuge eines sozio-politischen Tauziehens um alte Fabrikgebäude später in eben diesen Zusammenhängen wieder auf. Auf diesem Fotos abgebildet auch Menschen, die mit den Zielen des Artikels überhaupt nicht konform gehen. Hier hätte zumindest eine einfache Recherche gut getan. Übrigens: mehrfache Versuche Gegendarstellungen der offensichtlichen Unwahrheiten in der WZ zu erhalten, wurden mit der Androhung von sehr teuren und langwierigen Gerichtsverfahren durch den damaligen Vorgesetzten von Frau Meister in mehrstündigen persönlichen Gesprächen mit der Galerieleitung unterdrückt.
Dieser Blog plädiert hiermit nachdrücklich für einen Journalismus der Kritik, aber gegen journalistische Fahrlässigkeit und eklatanten Machtmissbrauch.
Die Frage, ob Blogs den seriösen Journalismus beschädigen, darf somit gerne auch ganz anders gestellt werden.