Sonntag, 14. Februar 2010

Kunst und Kindheit unter Vodafone.















„Kind und Kunst“ sind Tabu-Themen der besonderen Art, so wie es die Kultur im Allgemeinen ist. Nachrichten über kreative Kinder sind gern gesehen, frühe Förderung in den kleinen Zeitfenstern der Kindheit ist eine oft beschworene Devise. Jede öffentliche Anstrengung in dieser Hinsicht wird sofort belohnt. Das ist einer der Gründe warum Vodafone oder andere große Firmen und auch öffentliche Träger ein besonders Augenmerk auf kreative Kinder legen. Der theoretische Überbau braucht nicht mal diskutiert zu werden, der Imagegewinn ist beträchtlich, Spendengelder sind leicht zu generieren. Zudem muss keine finanzielle Trägerschaft befürchten in ein schummriges Licht getaucht zu werden, wie es zum Beispiel nach werblichen Geldspritzen bei blutgewaschenen Fahrradrennfahrern gerne mal passiert.
Es gibt aber noch andere Gründe, die wohlwollende Akzeptanz gegenüber der öffentlichen Förderung von „Kind und Kunst“ mit zumindest einem kritischen Auge zu betrachten. Beschwerte sich das deutsche Feuilleton noch vor der ersten Staffel über die hanebüchene kulturelle Ausrichtung vieler Heranwachsender durch RTL’s Superstarsuche, so geschieht dies längst, etwas niveauvoller, sprich: verdeckter, durch die Verakademiesierung von Grundschulen, (siehe die „Kinderkunstakademie“ in Rostock), die Kultur-Aktion „Kinder zum Olymp“ (sic!) der Deutschen Bank oder die sehr RTL-nahe Aktion „Düsseldorf ist art-ig“ bei der sehr direkt eine frühzeitige Kommerzialisierung von kreativen Ideen und eine schnelle Professionalisierung von Kindern und Jugendlichen, durch intensive Belohnungsysteme, Preise und starke Presseanbindung angestrebt wird. Bei dieser Form der oft kulturamtsgesteuerten Nachwuchsarbeit, z.B. im Dienste des Kunst-Images einer Region, stehen die Damen und Herren Sponsoren logischerweise Schlange. Da fragt man auch nicht mehr so schnell warum unsere Kinder Mittags in der Schule nicht flächendeckend ausreichend Gesundes auf den Tisch bekommen. Das gehört ja offensichtlich nicht mehr zur Kultur.
Man darf sich fragen, ob nicht auch hier bigotte Erscheinungen zu uns sprechen. Sowie es keine große Hilfe war, junge oder begabte Künstler in den Akademien zu schnell in die Arme des Kunstmarktes zu treiben, so darf auch bei diesem Thema bezweifelt werden, dass schönes, sinnfreies Spiel und kreatives Probieren von Kindern ohne Ausrichtung und Markt-Protektion sinnlos ist. Was der Umkehrschluss hiervon bedeutet, ist an den Hochschulen bereits gut zu sehen: die Wirtschaft erzieht sich ihre Studenten in den Bachelor-Studiengängen als passende Arbeitskräfte in Rekordzeit selbst heran. And I guess they fit like a glove ... Wenn erst der Kunstmarkt sich aufmacht, um seine Künstler selbst heranzuzüchten, dann hat man einiges an ehemals allgemeingültigen Vorstellungen von Freiheit bereits aufgegeben.
Es wird spannend sein zu sehen, wie spätere Generationen die Systeme der staatlichen oder öffentlichen Frühförderung, wie die der ehemals zwei deutschen Staaten, vergleichen und bewerten werden. Gut und Böse beginnt, wie so oft, durch die immer größer werdende Menge an systemkonformen, aber gut meinenden Menschen zu verschwimmen. Gott schütze uns vor denen, die immer mit kleinen Kindern auf dem Arm ins Fernsehen wollen.

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