Mittwoch, 30. Dezember 2009

Der lange Arm des Kunsthandels im ZDF?




















Wenn bei ZDF-„Heute“ Künstler mit Ihren Händlern vorgestellt werden, wenn eine Nachrichtensendung einen Atelierbesuch macht, dann sollte man genauer hinsehen und -hören. Sobald ein Instrument des Kunsthandels wie das Auktionshaus, am Morgen des 30.12.2009 in der ZDF-Nachrichtensendung als Börse bezeichnet wird, dann lässt sich beobachten, wie die Haltung der seriösen und gut recherchierten Berichterstattung verlassen wird, um einen Künstler forciert zu etablieren. Auktionshäuser sind keine unabhängig agierenden Gradmesser für gesellschaftlich relevante Kunstentwicklungen sondern vollkommene Inseln reinkapitalistischer Kartelle ...

Viele Galeristen sind sich ihrer Sache überhaupt nicht sicher, was in Zeiten von Geldschwemmen leider dazu führt Dünnes oder Plakatives schnell an den Markt zu bringen. In Zeiten von Krisen führt das im Kunsthandel dazu, eine sichere Bank aufzusuchen. Da tauchen, analog zu den Remakes der Popmusik, die Werke und Sammlungen aus den vorigen Jahrzehnten wieder auf, die bereits gut verkauft haben oder bereits Sammlererfolge zu verbuchen hatten. Das spart eigene Investitionen und eine eigene Meinung. Ebenso erscheinen jüngere Künstler, die in den o.a. Nachrichtensendungen z.B. behauten dürfen, sie seien es selbst, die langfristig Wert versprechen, in dem sie in beinahe penetrant zu nennender hyperrealistischer Manier, Fußbälle und Motorräder freigestellt auf die Leinwand setzen (was heißt hier jetzt plakativ oder inhaltsneutral?). Dann werden Fernsehbilder eines lachenden, angeblichen Sammlers aufgeboten, der kameragerecht-zufällig im Atelier zu Verkaufsgesprächen auftaucht – vis-a-vis mit dem ebenso lachenden Künstler.
Zugegeben: das ist wirklich komisch.

Natürlich trägt der Künstler die obligatorisch farbverschmierte Trainingsjacke mit Arm-Streifen, die den nicht mehr so ganz jungen Mann als aktiven, immer noch frischen, modisch orientierten Teil der Szenekultur ausweist. Während des Berichts selbstverständlich immer wieder im Bild: der Galerist mit dem Telefonhörer am Ohr. Interessant vor allem, wenn man weiß, das der forciert propagierte Künstler zu Aufbauzwecken gerade durch verschiedene Hände von Kunsthändlern gereicht wird, die sich selbst nicht als Galeristen bezeichnen, was einen Ehrenkodex beinhalten könnte, sonder als reine Händler und die ihr Desinteresse an kulturellen Inhalten gerne bei einem Wein öffentlich zum Besten geben. Das ist nicht schlimm. So macht man Geld. Das ist okay. So werden halt die Märkte aufgebaut, bei denen aus einzelnen Künstlern Millionen herausgeholt werden sollen.
Es erschreckt nur, dass selbst Nachrichtensendungen der öffentlich rechtlichen Kanäle für dieses einseitige, bzw. zweifelhafte Bild von Kunst benutzbar oder sogar buchbar geworden sind. Alles sehr schlau gemacht, aber mehr als bedenklich.
Die Wendler-Clans der Kultur regieren also weiter: wieder im Fieber.

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