Freitag, 14. September 2012

Düsseldorf grenzt Künstler mit geistiger Behinderung aus. Ein offener Brief an den Bürgermeister.

Düsseldorf: Nachholbedarf in Sachen Toleranz?

Nach mehreren vergeblichen Versuchen der pädagogischen Leitung, des im Düsseldorfer Stadtteil Lohausen beheimateten Ateliers Studio 111, an den sogenannten „Kunstpunkten“ teilzunehmen, wurde den zumeist geistig behinderten Künstlerinnen und Künstlern eine Teilnahme an der jährlich stattfindenden Prestige-Aktion des Kulturamts, in diesem Jahr erneut verwehrt. 

Aus Sicht des gemeinnützigen Vereins für die Förderung geistig behinderter Künstler und Art Brut, JASON RØ e.V., spricht die Wiederholung der Ablehnung und damit der tatsächlichen Ausgrenzung deutlich gegen einen Zufall.
Das in Trägerschaft des Deutschen Ordens existierende Haus St. Josef kann bereits auf eine langjährige, unter den Nationalsozialisten ausgesprochen leidvolle, Erfahrung in der Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung zurückblicken.
In dem, zum Haus gehörenden, geräumigen Atelier arbeiten seit Beginn der Gründung im Jahre 1994, unter Anleitung von geschulten Pädagogen, etliche Künstler in verschiedenen Arbeitstechniken.
Obwohl das Studio 111 an Messen und Kunstausstellungen teilnimmt, ist das Kulturamt Düsseldorfs offenbar nicht gewillt, diese intensive künstlerische Auseinandersetzung mit anderen Künstlern gleichzustellen. Schon bei leichtem Nachdenken über das Thema Kunst und Behinderung, kann der fehlende Besitz einer persönlichen Künstlerkarte als Grund für den Ausschluss am öffentlichen Atelier-Rundgang wohl nicht ausreichen.
Mit diesem offenen Brief will der Verein „JASON e.V.“ und das Blogprojekt „Der Künstler als Kritiker“ Bürgermeister Herrn Dirk Elbers und alle Verantwortlichen der Stadt dazu aufrufen, endlich Schritte zu unternehmen, die einem solch intoleranten und rückständigem Betragen innerhalb des städtischen Kulturapparates Einhalt gebieten.

Dringender Gesprächsbedarf ist offensichtlich – gerade im Hinblick auf eine menschliche, weltoffene, kulturaffine Stadt.

Weitere Informationen:


Carsten Reinhold Schulz
Der Künstler als Kritiker