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Donnerstag, 8. Dezember 2011

Chto Delat, Kunsthalle Baden-Baden, eine Überraschung.

Künstler, Kritiker, Philosophen und Schriftsteller in einer Gruppe.






































Das Plakat zur Ausstellung
macht so gar keine Lust in die Baden-Badener Kunsthalle hinein zu gehen. Die sub-line „Das Lehrstück vom Un-Einverständnis“ macht den Wunsch nach Kunst ebenfalls nicht wirklich drängender. Aber natürlich bin ich dennoch die Treppen hinaufgestiegen, habe eine Eintrittskarte für die Kunsthalle gekauft und eine Zusatzkarte für die Besichtigung der Anselm Kiefer Bilder im angrenzenden Burda-Museum mit Vehemenz abgelehnt. Das Café im Foyer war voll, die Ausstellungsräume leer, bereits das hat mir gut gefallen. Ich habe es später als Zeichen gewertet, das alle Café-Besucher tatsächlich an ihren Tischen gesessen haben könnten, um über die Ausstellung zu diskutieren. Ich hoffe stets.

Chto Delat bedeutet „Was tun?"
und ist zudem programmatischer Name einer in Russland zu verortenden Gruppe, die aus Künstlern, Kritikern, Philosophen und Schriftstellern besteht. Eine Verbindung die geradezu grossartig ist und die – mehr als aktuell – einen Weg gefunden zu haben scheint, menschliche und politische Erfordernisse mit vereinten Kräften in reflektierende und schöne Bilder, Sprache und Musik umsetzbar zu machen. Hier wird für mich eine Idee sichtbar, die als gesellschaftlich relevante Kunst Massstäbe setzen kann. Hier ist politische Kunst zu sehen und zu bestaunen, die diesen Namen tatsächlich und endlich verdient.

Solidarität und Kunst
Die Themen und Umsetzungen sind nicht nur mutig, weil sie im Zusammenhang mit einem Land stehen, das für seine unmenschliche Radikalität im Umgang mit Andersdekenden hinlänglich bekannt ist, sondern weil die Menschen um Chto Delat endlich den Begriff der Kunst in einem solidarischen Sinne begreifen wollen. Die Gruppe integriert in allem Tun eine, nicht nur von mir, lange geforderte Verantwortlichkeit und verwandelt sie in ästhetische Antworten, neue Diskussionsansätze und tatsächliche Schönheit.
Wenn einige der ausgestellten Objekte, wie zum Beispiel die Fahnen, zu Anfangs ein wenig gestrig anmuten, sieht man sich durch die nahezu perfekte Ausstellungskoordination und die Wahl der Materialien mit einfachen Mitteln in ein sinnvolles Ganzes versetzt.

Eine schöne Erfahrung.
Für mich ist die Ausstellung eine grosse, wunderbare Überraschung, die Mut macht.
Sie weist in Ihrer Komplexität weit über die im Ausstellungs-Flyer angedeuteten Reflektionen mit der russischen Geschichte oder dem Marxismus hinaus.
In Baden-Baden ist eine Chance für die Kunst des 21. Jahrhunderts zu sehen.
Auf jeden Fall hingehen.
Sehr empfehlenswert.

„Chto Delat“, bis 12.02.2012
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
Lichtenthaler Allee 8 A
76530 Baden-Baden

Text und Image © crschulz, 12.2011

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Occupy Wall Street, Occupy Düsseldorf: it's 2011

Gebraucht werden u.a.: Kordel, Kisten, Kaffe, Schnüre, Gemüse, Margarine und Feuerlöscher




Occupy Düsseldorf an der Johanneskirche am Tausendfüssler















































Symphatisch: „Echte Demokratie jetzt“ und ein nur lapidar scheinendes „Mitmachen“– so steht es u.a. auf den selbstgemalten Pappschildern und Spruchbändern der Occupy-Düsseldorf Gruppe, die jetzt im Schatten von Tausendfüssler und Johanneskirche ihre Zelte aufgeschlagen hat. Jeden Tag um 19.00 Uhr ist eine Vollversammlung einberufen, an der teilnehmen kann, wer sich für grundlegende Veränderungen in Punkto finanzielles und demokratisches Missmanagement in unserer Gesellschaft interessiert. Mehr noch als Interesse ist natürlich aktives Mitmachen und Unterstützung erwünscht und gefordert. Denn, daß die innige Verflechtung unseres Staats- und Bankensystems nachhaltig negative Folgen zeitigen wird, muss nicht mehr speziell betont werden. Es dürfte im Interesse jeder Bevölkerung sein, von Regierungen geleitet zu werden, die im Sinne der wirklichen Wünsche und Ängste der Menschen handeln und die nicht die ihnen anvertrauten Steuergelder nutzt, um missratene Machtinteressen und rücksichtslose Spekulationsgeschäfte der Finanzwelt auszubügeln.
Wie es auf den Plakaten an der Wand der Johanneskirche zu lesen ist, werden neben der wichtigen öffentlichen Unterstützung  derzeit noch gebraucht: Kordel, Kisten, Kaffe, Schnüre, Gemüse, Margarine und Feuerlöscher.
Hingehen.


Carsten Reinhold Schulz und
Das Zweite Feld der Kunst