Drift, Übergriff, Kritik. Ein offenes Kunstprojekt von Carsten Reinhold Schulz
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Freitag, 6. September 2013
ArtBeatsBrut - Der Film über Outsider-Art in Düsseldorf
Erstaufführung.
Ein kurzer Film über Outsider Art in Düsseldorf
„MICH MACHT WAS KUNST MACHT“
A short film by Carsten Reinhold Schulz
Voice: Dieter Brandecker
Music: Das zweite Feld
Production: HIPSHOOT-FILM, Flingern
OFF Raum / Kunstpunkt 84 / at Studio 111
Kalkumer Straße 60, Düsseldorf-Unterrath
Film und table talk: 19.00 Uhr, 2013, September, Friday 13
Anlässlich der erstmaligen Beteiligung eines Outsider-Ateliers – nach vielen
Jahren vergeblicher Versuche – bei den Düsseldorfer Kunstpunkten 2013,
geht der Konzept-Künstler und Initiator der Projekte ArtBeatsBrut und Jason Rø e.V.,
einigen Tendenzen innerhalb der sogenannten Outsiderkunst und ihrer
gesellschaftlichen Akzeptanz, mit dem Fokus auf die Kunststadt Düsseldorf,
filmisch nach. Ein informativer Einblick und unterhaltsamer Denkanstoss zum
Thema Art brut, der ohne öffentliche oder private Förderung realisiert wurde.
English translation
On the occcasion of the first ever participation of an outsider art studio, at 2013
Duesseldorf „Kunstpunkte“, concept-artist and founder of such projects like
ArtBeatsBrut and Jason Rø e.V., made a short film about some tendencies within
the Outsider Art and its social system acceptance - focused on a city like
Duesseldorf. An informative and entertaining insight for thought on art brut.
Produced without public or private funding.
Mittwoch, 27. März 2013
Ein Schritt nach vorn: Die erstmalige Beteiligung Düsseldorfer Künstler mit geistiger Behinderung am offiziellen Kunstgeschehen steht fest.
Gut für die Kunst, gut für Düsseldorf.
Die seit langem drängende
Frage, warum die Künstler des Studio 111 bisher nicht an den Düsseldorfer
Kunstpunkten teilnehmen durften, konnte jetzt aufgelöst werden. Über neun Monate lang hatte die fatale Sachlage diesen Blog als
Künstler-Initiative auf den Plan gerufen, sie war Initialzündung zur Gründung des gemeinnützigen Vereins JASON RØ e.V. und auch der
NRW Landesbehindertenbeauftragte wurde involviert. Vieles war unklar, wenig in Bewegung.
Kriterien Dabei ging es uns nicht darum, unter allen Umständen Menschen mit einer Behinderung in ein Kultur- und Prestige-Projekt der Stadt zu integrieren.
Ziel
war es, das Bild des Künstlers in der Öffentlichkeit differenziert zu
diskutieren und deutlich zu machen, das die gestellten Kulturamts-Kriterien für
eine Teilnahme an den „Kunstpunkten“ unter keinen Umständen für Künstler mit
einer geistigen Behinderung gelten dürfen.
Denn: obwohl in der Regel natürlich kein Akademieabschluss, wie gewünscht, bei diesen Künstlern
vorliegen kann, muss man dennoch von eindeutiger Künstlerschaft sprechen. Das
tun ohnehin bereits Düsseldorfer Kunsthistoriker wie Werner Alberg, das tun viele
andere Künstler, das zeigen regelmäßige Ausstellungen – auch in Museen. Kompetenz und Solidarität waren sichtbar.
Kunst und soziale Verantwortung
Die
Künstler des offenen Ateliers Studio 111 nicht zu beteiligen, bedeutete nicht
nur einen fahrlässigen Umgang mit der sozialen Verantwortung und dem Image öffentlicher
Institutionen, sondern das Vorgehen negierte in Teilen auch Erkenntnisse der
Kunstgeschichte und einen mittlerweile weltweit geltenden Konsens zu diesem
Thema.
Erste Formen der Annäherung
Die Lösung
brachte vor wenigen Tagen endlich ein gemeinsames, themenbezogenes Gespräch im Kulturamt.
Von der
Kulturamtsleitung wurde somit die Teilnahme der Künstler des Studio 111 bei den
2013er Kunstpunkten in einer vorläufigen Gastrolle vorgeschlagen und zugesagt – eine
Art priviligierter Partnerschaft – die zwar noch die Idee des Testlaufs in sich
trägt, aber eindeutig einen ersten wichtigen Schritt markiert.
Grosses Interesse an sogenannter Outsider Art
Das
interessierte Kunst-Publikum kann im September dann auch in Düsseldorf erkennen, was
weltweit für immer größeres Interesse sorgt: die diffizilen Kunsttechniken und
Lebenswelten von Künstlern mit geistigen und psychischen Einschränkungen.
Hier erscheint
ein uns zugehöriger, aber ebenso eigener Kosmos, der auch in dieser Stadt zu
neuen Gesprächen und wichtigen Einsichten führen wird.
Die
Kunst, die Künstler und die Stadt Düsseldorf werden von dieser neuen Form der
Offenheit und Toleranz in jedem Fall profitieren.
Konzeptuelle Begleitung
Die jetzt
von uns erreichte, erstmalige Beteiligung von Künstlern mit geistiger Behinderung an
den Kunstpunkten, wird in Kooperation mit dem Kulturamt von mir als Künstler und
dem Verein Jason Rø e.V. in Form eines Projekts zu Kunst und sozialer Verantwortlichkeit
konzeptionell begleitet.
Wir freuen uns auf Kommentare und Anregungen in der Kommentarfunktion.
Danke.
Carsten Reinhold Schulz
Freitag, 14. September 2012
Düsseldorf grenzt Künstler mit geistiger Behinderung aus. Ein offener Brief an den Bürgermeister.
![]() |
Düsseldorf: Nachholbedarf in Sachen Toleranz? |
Nach
mehreren vergeblichen Versuchen der pädagogischen Leitung, des im Düsseldorfer
Stadtteil Lohausen beheimateten Ateliers Studio 111, an den sogenannten „Kunstpunkten“
teilzunehmen, wurde den zumeist geistig behinderten Künstlerinnen und Künstlern eine Teilnahme an der jährlich stattfindenden Prestige-Aktion
des Kulturamts, in diesem Jahr erneut verwehrt.
Aus Sicht des gemeinnützigen Vereins für die Förderung geistig behinderter Künstler
und Art Brut, JASON RØ e.V., spricht
die Wiederholung der Ablehnung und damit der tatsächlichen Ausgrenzung deutlich
gegen einen Zufall.
Das in Trägerschaft des Deutschen Ordens existierende Haus
St. Josef kann bereits auf eine langjährige, unter den Nationalsozialisten ausgesprochen leidvolle,
Erfahrung in der Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung
zurückblicken.
In dem, zum Haus gehörenden,
geräumigen Atelier arbeiten seit Beginn der Gründung im Jahre 1994, unter
Anleitung von geschulten Pädagogen, etliche Künstler in verschiedenen Arbeitstechniken.
Obwohl
das Studio 111 an Messen und Kunstausstellungen teilnimmt, ist das Kulturamt Düsseldorfs
offenbar nicht gewillt, diese intensive künstlerische Auseinandersetzung mit
anderen Künstlern gleichzustellen. Schon bei leichtem Nachdenken über das Thema
Kunst und Behinderung, kann der fehlende Besitz einer persönlichen Künstlerkarte
als Grund für den Ausschluss am öffentlichen Atelier-Rundgang wohl nicht ausreichen.
Mit
diesem offenen Brief will der Verein „JASON RØ e.V.“ und das Blogprojekt „Der
Künstler als Kritiker“ Bürgermeister Herrn Dirk Elbers und alle Verantwortlichen
der Stadt dazu aufrufen, endlich Schritte zu unternehmen, die einem solch intoleranten
und rückständigem Betragen innerhalb des städtischen Kulturapparates Einhalt gebieten.
Dringender Gesprächsbedarf ist offensichtlich – gerade im Hinblick
auf eine menschliche, weltoffene, kulturaffine Stadt.
Weitere Informationen:
Der Künstler als Kritiker
Mittwoch, 9. Mai 2012
Kunsthaus Kannen, Robert Burda, Art Brut
![]() |
Robert Burda: Art Brut im Kunsthaus Kannen |
Wer Lust hat etwas über Kunst zu lernen und sie in einer seltenen Vollständigkeit erleben möchte, kann dies im Kunsthaus Kannen unweit von Münster tun. Sie werden sehen: dort zu sein ist ein wenig wie „nach-Hause-kommen“. Die von der Brüdergemeinschaft der Alexianer betriebene Psychiatrie in Münster betreut Menschen mit geistigen Behinderungen oder seelischen und psychischen Erkrankungen. Das Kunsthaus liegt zwischen den offenen Gebäudekomplexen des Geländes und umfasst Ausstellungsraum, Shop und Atelier. Das Atelier, in dem künstlerische und kunsttherapeutische Arbeit wie selbstverständlich miteinander verbunden wird, ist nicht nur architektonisch integriert – durch die gläserne Offenheit der Situation ist es praktisch ein Teil des Ausstellungsraums – oder wahlweise umgekehrt.
Am letzten Wochenende waren dort hellsichtig zu nennende Papierarbeiten des Art-Brut Künstlers Robert Burda zu sehen. Er schafft es, mit feinem Farb- oder schwerem Filzstiftauftrag eine sehr klare und mit einer gewissen Distanziertheit beobachtete Welt wiederzugeben, die er mit warmer Emotionalität und sehr persönlicher Verortung zu beeindruckenden, zwischen Technik und Kontemplation liegenden Bildern, verquickt.
Parallel dazu wird eine Ausstellung angehender Kunsttherapeuten der Münchner Kunstakademie gezeigt, die sich in vielfältiger Weise mit Ihrer eigenen Arbeit und dem besonderen künstlerischen Klima im Umkreis des Kunsthaus Kannen auseinandergesetzt haben. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir dabei eine prozessuale Gestaltungserklärung der Künstlerin Franziska Haider. Durch eine starke Ritualisierung ihrer eigenen Zeichenmethode, macht Sie einen Schritt der Annäherung auf die im Atelier des Alexianer Kunsthauses arbeitenden Patienten und ihre fragile Methodik zu, ohne den Nimbus von Anbiederung oder Über-Theoretisierung. Herausgekommen ist, neben ihren vielfältigen menschlichen Kontakten vor Ort, ein Kunstprojekt, das in seiner gelungenen Ästhetik den Spagat zwischen der Annäherung an den innovativen Kosmos, der, oft als fremd empfundenen künstlerischen Erscheinungsformen von Patienten mit gesitiger oder seelischer Behinderung, einer kunsttherapeutischen Recherche und dem direkten Bezug zu aktueller Kunst, spielerisch herzustellen vermag.
Es ist wohl die erlebte Vollständigkeit, sichtbar zwischen den gezeigten Arbeiten, dem Kunsthaus, den Gemeinschaftswohnhäusern, dem Atelier, den Künstlern und den Patienten/Bewohnern vor Ort, die den Besuch im Kunsthaus Kannen zu einem menschlichen Erlebnis werden lässt. Denn der Mensch steht hier im Mittelpunkt des Geschehens: ein ausnehmend plausibler Maßstab für Künstler und für Betrachter.
Unbedingt empfehlenswert.
Kunsthaus Kannen
Alexianerweg 9
48163 Münster
www.kunsthaus-kannen.de
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