Die interstationäre Galerie NU.DE CONTEMPORARY zeigt
Wolfgang Spanier, „Pretender“ und Carsten Reinhold Schulz,
„TapedWorldStreamPilot“. Kataloge sind erhältlich.
Eröffnung und Vernissage für geladene Gäste Freitag 30.10. 2009, 20.00 Uhr, Messetage Samstag 31.10., 12.00 - 20.00 Uhr und Sonntag 1.11., 11.00 - 19.00 Uhr.
Weltkulturerbe Zeche Zollverein, Sanaa Bau, Zollverein-School, Gelsenkirchener Strasse 181 und 209, 45309 Essen 6.– EUR, erm. 4.– EUR, Katalog erhältlich.
Sie werden in diesem Jahr am Stand betreut von Herrn Robert Wegmann, Brüssel.
„Wenn alles Kunst wird und damit nichts Kunst ist, brauchen wir keine Politiker mehr, dann sind wir alle Babys und Babys sind immer gut.“
Soweit Zitat J. Meese. Mein Gott, denkt man da. Irgendwie schade. Das Denken verläuft ja gerne in Sprüngen und die gehen immer mal wieder nach hinten los. Grosses Geläut und dann bersten da solche Gemeinplätze durch die dünne Wand aus Farbe und Wehrmachtsutensilien. Nicht daß wir uns da missverstehen, Meese ist soweit O.K., er tut ja keinem was. Gespielte Haltung, alberne Unifom-Späße und genügend Pathos reichten in Deutschland immer schon aus, um als Lichtfigur inhaltlicher Erneuerung in Erinnerung zu bleiben. „Wenn alles Kunst ist …“, schon dieses Satzfragment funktioniert nur als Zitat aus Kunstdiskursen die zwanzig Jahre auf dem Buckel haben und sich mehr auf die Weltsicht einer Bild-Zeitung beziehen, als auf einen eigenständigen Gedanken. Warum nicht einen Schritt weiter und weg vom kaum seligmachenden Sprachspiel gehen? Einen realen Schatten wirft nur folgende Frage auf: wie zeigt sich Kunst jetzt im jahre 2009? Wird sie noch von Künstlern geleistet oder hat sie sich in andere Bereiche des Öffentlichen umverwandelt. In dieser möglichen Erkenntnis liegt eine Chance für künstlerische Neuerungen, für die zur Entropie neigenden Gesellschaftsysteme an sich. Bestimmt findet sich jedoch ausschliesslich Klitterndes in der Neu-Postulierung eines Künstler- und Kunstbildes, das sich längst überholt hat und nur noch Jonathan Meese und dem Ex-Landesangestellten Markus Lüpertz aus dem Filzgrau der Geschichte fadenscheinige Kusshändchen zuwirft.
Und das mit dem „ … wir sind alle Babys.“, das überlassen wir besser mal dem Grönemeyer. Der macht in Deutschland die Schlager.
Es sind Galeristinnen und Galeristen, ausgestattet mit umfassendem Wissen, Einfühlungsvermögen, Marktkennntis und hoher sozialer Kompetenz, die willens sind, Räume für viele Arten überlebenswichtiger Kultur zu erzeugen. So gut wie immer privat initiiert, mit hohem persönlichem Engagement und eigenem finanziellen Einsatz aufgebaut, werden dort, in den Galerien im Land, ständig neue Kunstaspekte gesucht und gefunden, die letztendlich das Klima eines offenen Kunstdiskurses erzeugen. Damit sind sie Garanten für alle Arten von freiheitsfördernden Denkmodellen, ohne die ein Zusammenleben jetzt und in der Zukunft kaum möglich sein wird.
In den totalitären Systemen des letzten jahrhunderts, haben wir alle ein reichlich exaktes Bild davon bekommen, wie sich eine gelenkte und kontrollierte Kultur zur blanken Barabarei entwickeln kann und diese als Überbau stützt. Mit katastrophalen Folgen für alle folgenden Generationen.
Diese wichtige Erkenntnis und die daraus folgenden Argumente für eine offene Kultur, scheinen mir persönlich nur noch nebulös über den gesellschaftlichen Notwendigkeiten zu schweben. Sind es doch in der allgemeinen Medienlandschaft allenthalben die mit dem scheinbar notwendigen Popstar-Image ausgestatten wenigen Galeristen hauptstädischer oder gar internationaler Provenienz, die mit der Herumreichung weniger Namen und ins denkwürdige wachsender Preisbeispiele das Bild einer Kultur erzeugen, die eigentlich weitaus mehr erzeugen will: nämlich Auseinandersetzung, Kritik und unendliche Schönheit.