Gut für die Kunst, gut für Düsseldorf.
Die seit langem drängende
Frage, warum die Künstler des Studio 111 bisher nicht an den Düsseldorfer
Kunstpunkten teilnehmen durften, konnte jetzt aufgelöst werden. Über neun Monate lang hatte die fatale Sachlage diesen Blog als
Künstler-Initiative auf den Plan gerufen, sie war Initialzündung zur Gründung des gemeinnützigen Vereins JASON RØ e.V. und auch der
NRW Landesbehindertenbeauftragte wurde involviert. Vieles war unklar, wenig in Bewegung.
Kriterien Dabei ging es uns nicht darum, unter allen Umständen Menschen mit einer Behinderung in ein Kultur- und Prestige-Projekt der Stadt zu integrieren.
Ziel
war es, das Bild des Künstlers in der Öffentlichkeit differenziert zu
diskutieren und deutlich zu machen, das die gestellten Kulturamts-Kriterien für
eine Teilnahme an den „Kunstpunkten“ unter keinen Umständen für Künstler mit
einer geistigen Behinderung gelten dürfen.
Denn: obwohl in der Regel natürlich kein Akademieabschluss, wie gewünscht, bei diesen Künstlern
vorliegen kann, muss man dennoch von eindeutiger Künstlerschaft sprechen. Das
tun ohnehin bereits Düsseldorfer Kunsthistoriker wie Werner Alberg, das tun viele
andere Künstler, das zeigen regelmäßige Ausstellungen – auch in Museen. Kompetenz und Solidarität waren sichtbar.
Kunst und soziale Verantwortung
Die
Künstler des offenen Ateliers Studio 111 nicht zu beteiligen, bedeutete nicht
nur einen fahrlässigen Umgang mit der sozialen Verantwortung und dem Image öffentlicher
Institutionen, sondern das Vorgehen negierte in Teilen auch Erkenntnisse der
Kunstgeschichte und einen mittlerweile weltweit geltenden Konsens zu diesem
Thema.
Erste Formen der Annäherung
Die Lösung
brachte vor wenigen Tagen endlich ein gemeinsames, themenbezogenes Gespräch im Kulturamt.
Von der
Kulturamtsleitung wurde somit die Teilnahme der Künstler des Studio 111 bei den
2013er Kunstpunkten in einer vorläufigen Gastrolle vorgeschlagen und zugesagt – eine
Art priviligierter Partnerschaft – die zwar noch die Idee des Testlaufs in sich
trägt, aber eindeutig einen ersten wichtigen Schritt markiert.
Grosses Interesse an sogenannter Outsider Art
Das
interessierte Kunst-Publikum kann im September dann auch in Düsseldorf erkennen, was
weltweit für immer größeres Interesse sorgt: die diffizilen Kunsttechniken und
Lebenswelten von Künstlern mit geistigen und psychischen Einschränkungen.
Hier erscheint
ein uns zugehöriger, aber ebenso eigener Kosmos, der auch in dieser Stadt zu
neuen Gesprächen und wichtigen Einsichten führen wird.
Die
Kunst, die Künstler und die Stadt Düsseldorf werden von dieser neuen Form der
Offenheit und Toleranz in jedem Fall profitieren.
Konzeptuelle Begleitung
Die jetzt
von uns erreichte, erstmalige Beteiligung von Künstlern mit geistiger Behinderung an
den Kunstpunkten, wird in Kooperation mit dem Kulturamt von mir als Künstler und
dem Verein Jason Rø e.V. in Form eines Projekts zu Kunst und sozialer Verantwortlichkeit
konzeptionell begleitet.
Wir freuen uns auf Kommentare und Anregungen in der Kommentarfunktion.
Danke.
Carsten Reinhold Schulz
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