Mittwoch, 10. Juni 2015

Ein Düsseldorfer Diskurs? RP, Stadt, Kultur und die Künstler.


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Offener Brief an die Stadt und die RP Düsseldorf



Von:

Düsseldorfer Räume für Kunst, Experiment und Teilhabe im Kulturbahnhof-Gerresheim.

www.kulturbahnhof-gerresheim.de, 0211.20 974 364



„Kunst findet statt – nicht umgekehrt.“

Die begonnene und von der RP begleitete Diskussion über Entwicklungsmöglichkeiten der Kultur ist sicher gut für Düsseldorf.
Das Auftreten etlicher Akteure impliziert jedoch die Einbindung vieler Künstler und kulturell engagierter Gruppen an den Entscheidungsfindungsprozessen. Dies könnte sich jedoch, gerade im Hinblick auf die Beteiligung bisher vernachlässigter Gesellschaftsgruppen, möglicherweise als eine fatale Fehleinschätzung herausstellen.



Auf der scheinbar offenen Bühne des Düsseldorfer Gedankenaustauschs sind tatsächlich relativ wenige Künstler und neue Vertreter der in dieser Stadt glücklicherweise so vielfältig agierenden Kunstgruppen und Projekte zu sehen.
Es wundert daher, dass erneut diejenigen Aktionisten für vermehrte finanzielle Förderung von Kunst plädieren, die auch vor dem Machtwechsel im Düsseldorfer Rathaus bereits mit vielfältigem Elan für die Umsetzung ihrer Pläne Sorge trugen.



Ist hier wirklich eine offene Diskussion zu Kultur und Teilhabe aktiviert worden oder
entsteht nur eine neue Verschlüsselung für konzentrierte Formen des kulturellen Lobbyismus in Düsseldorf?



Wieso eigentlich spricht die Düsseldorfer Künstlerschaft nicht erst einmal miteinander, sondern stellt sich gleich der Politik zur „Entwicklung der Kultur“ zur Verfügung?
Im besten Fall: gut gemeint ist nicht immer auch zu Ende gedacht.


Neue und konkrete Orte nicht nur für gedanklichen Austausch gibt es dabei längst:



Der denkmalgeschützte Gerresheimer Bahnhof steht z.B. als Forum für Kunst, Experiment und Teilhabe seit Monaten mit über 350 qm und angeschlossener Gastronomie für regelmäßige Diskussionen zwischen Kultur, Politik und Wirtschaft kostenfrei zur Verfügung.



Gedacht als künstlerische Intervention und gemeinnützige Initiative, ist dort jederzeit ein offenes Forum möglich, das Aktionen, Gespräche und Projekte auch der Düsseldorfer Künstlerschaft erwartet.
Warum taucht ein solches Projekt nicht in der Diskussion auf?
Vielleicht weil neuere Modelle als die der permanenten Kunst-Förderung nicht diskutabel sind?

Projekte sind offenbar schon da, Foren längst vorhanden.
Sie werden jedoch nicht genutzt, nicht gefordert, als solche nicht besprochen, obwohl diese freie Initiative in einem kulturell als vernachlässigt einzustufenden Stadtteil des Bezirks 7 liegt.

Ist Offenheit und Sach-Kompetenz im Büro des Bürgermeisters noch deutlich zu spüren, agieren
jene der Kultur angeschlossenen Ämter mit missverständlicher und oft zerstörerischer Langsamkeit.
Auch ein Gespräch darüber muss ohne Angst vor Ausgrenzung geführt werden können.


Einige Fragen bleiben zurück:

Was sind die tatsächlichen Ziele der neuen Diskussionskultur?
Warum wird nicht mit allen Künstlern und Kulturschaffenden gesprochen?

Warum sind bei dem oft zu Gehör gebrachten Begriff der „gesellschaftlichen Teilhabe“ so viele Künstler gar nicht mit im Boot?

Warum wird nicht über ganz neue Modelle der Förderung nachgedacht, die nicht zu einer zusätzlichen Belastung des Finanzhaushalts führen?

Führt eine gezielte Unterstützung von einzelnen Kunstsparten nicht weg von gesellschaftlicher Teilhabe und hin zu einer spezialisierten Klientelförderung? Waren wir nicht schon weiter?



i.A. Carsten Reinhold Schulz, Kurator Kulturbahnhof-Gerresheim, Düsseldorf, 09.06.2015

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