Alle Ziele: Kuznetcowa und Edisherov in Viersen |
Mit einer denkwürdigen Ausstellung schließt das diesjährige Kunst-Stipendium der Stadt Viersen. Unter dem etwas holprigen Namen Kunstgenerator und mit symphatischer Unterstützung der örtlichen Energieversorger wird es regelmäßig vergeben. Wo Firmensponsoring bei großstädtischen Museumsprojekten wie eine vorwitzige Okkupation aller guten Ziele wirkt, kann man das beim Kunstauftritt kleinerer Kommunen als sinnvoll akzeptieren: vor allem wenn, wie in diesem Fall, tatsächlich Mut und Größe gezeigt wird. Die Viersener 2011er Stipendiatin Katherina Kutznetcowa hat nach ihrer Meisterschülerschaft in Münster zurecht bereits verschiedene Stipendien und Preise erhalten, u.a. der Cité des Beaux Arts in Paris. Auch die spektakuläre Gestaltung des Wewerka-Pavillons oder des Kunstvereins Recklinghausen sind in bleibender Erinnerung. Die Ausstellung in der Viersener Städtischen Galerie im Park ist, wie so oft, mit ihrem Kunstpartner und Ehemann Alexander Edisherov erarbeitet und umgesetzt worden. Die beiden vereint neben der Parterschaft eine bestechend klare künstlerische Haltung.
Taghell
In den unteren Räumen der Galerie (siehe Bild oben) ist beeindruckend nachzuvollziehen, wie man eine taghelle Raumsituation mit scheinbar einfachen Mitteln vielschichtig öffnet, indem man etwas verschliesst. Das scheinbare Verstellen des Durchgangs löst dabei Begrifflichkeiten genauso auf, wie es neue Situationen herstellt, die mit Spiegelung oder räumlichem Gleichgewicht zu tun haben. Ein trennendes Element, das eine erneuerte Verbindung erst möglich macht. Dieser Tisch ist nicht nur ein architektonisches Angebot oder Symbol für ein Gespräch, sondern auch eine glänzende Plattform für Perspektive und Duplizität. Ein guter Ausgangspunkt, um den Umgang der Künstler mit der, ein Residenz-Stipendium vergebenden Stadt, genaueren Blicken zu unterziehen. Kuznetcowa und Edisherov sind in der Lage, durch ihren traumwandlerisch sicheren Umgang mit reduzierten, gesellschaftlich als einfach definierten Materialien, auf jede künstlerische Herausforderung überzeugend zu reagieren.
Flüchtig-aktiv
Das zeigt sich deutlich, teilweise dramatischer, ebenfalls in den oberen Räumen der Galerie.
Hat man als Betrachter im unteren Ausstellungsbereich eher das Gefühl formaler Beobachter zu sein, ist man durch die Dunkelheit bereits innerhalb der Arbeit, man ist schneller ein Teil von ihr, durch die gespiegelte Projektion sogar ein flüchtig- aktiver Teil. Es wandelt sich diese Installation mit Spiegel, Projektor und Obstkisten, die offensichtliche Trennung des Raums wiederum zur Öffnung desselben in verschiedene, teilweise poetische Schichten und Abbildungen.
Die zusätzlich gezeigten Fotoarbeiten machen Bezüge zu Viersen deutlich oder bezeugen Aktionen im öffentlichen Raum der Stadt.
Der schön gemachte Katalog läßt glücklicherweise umfassende Einsichten in die bisherigen Arbeiten des Künstlerpaars zu. Eine solche kuratorische Betreuung ist heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich und ist daher besonders hervorzuheben.
Eine lohnenswerte Ausstellung. Hingehen.
Katerina Kuznetcowa | Alexander Edisherov
Vom 11.12.2011-22.01.2012
Städtische Galerie im Park
Viersen
Text und Image © Carsten Reinhold Schulz, 12.2011
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