Sonntag, 24. Januar 2010

Düsseldorf: Flingern als Galerienstandort


















Birken. Linden. Platanen. Acker. Das ist das Umfeld in denen etliche Kreative in Düsseldorf-Flingern seit langem ihre Ateliers etabliert haben. Eine Gegend, die sich jetzt auch als Galerienstandort beweisen will. Hierbei lässt sich ein dankenswerter Bezug nehmen auf eine Kunst-Aktion von vor über zehn Jahren, die den Titel: „Kultur findet Stadt – nicht umgekehrt“ trug. Düsseldorf als Stadt, die in ihr bereits historisch zu nennendes Image als innovative Kunstmetropole normalerweise bei Prestige-Projekten ordentlich investiert, hält sich in Flingern noch zurück. Der seit längerem Gestalt annehmende Plan eine lukrative Galerienmeile inmitten des Arbeiter- und Künstler-Viertels zu entwickeln ist vielversprechend, wahrscheinlich weil die ersten Schritte als eine sich selbst stimulierende Aktion begonnen haben. Aus beinahe toten Strassen wurden zum Teil bereits wieder ansehnliche Geschäfts-Reihen, auch wenn deren Besitzer noch lange nicht alle in der Gewinnzone angekommen sind. Eine Reihe motivierter, ambitionierter Galerien ist schon da, zum Teil nach Flingern zurückgekehrt, wie die Galerie von Daniela Steinfeld. Für den Überbau und den nachhaltig guten Ruf der Gegend weltweit hat dagegen schon die „Grande Dame“ der Galerien, die Galerie Konrad Fischer, seit den 1970er Jahren auf der Platanenstrasse gesorgt.
Die frisch zugezogene Galerie Conrads in der schön umgestalteten ehemaligen Post des Viertels ist, wie bei der Eröffnung gut zu sehen war, eine klare Bereicherung. Sie kann neben der Galerie Cosar HMT, Ruzcicka | Weiss und der immer noch neuen Galerie von Petra Rinck für den Fortbestand der kulturellen Spannung sorgen. Der dazu notwendige Mut zur Polarisierung und Selbstkritik ist indes in heutiger Zeit doppelt schwer aufzubringen, galoppiert doch gerade in Krisenzeiten bei den jungen, mutigen Galerien die Angst um die Finanzierbarkeit des Systems „Galerie“ immer schnell neben jeder gewagten Präsentation, resp. der ideellen Investition her. Die zum Teil noch strategisch hochnotwendig scheinenden Kunst-Messen oder auch Kataloge wollen finanziert sein.
Möglicherweise ist aber gerade die aktive Hinwendung zu einem besonderen Stadt-Viertel und die Einbindung in eine spezielle Region, bei richtiger Nutzung und Vermittlung, ein funktionierendes Gegenmodell zum medial geprägten Eigen- und Einheitsbild, hin zu einem Ort des intensiven Gesprächs mit großen Gruppen kauf- und kunstinteressierter Menschen.
Dies bedarf auch neuer, sensibler Organe des Kultur-Journalismus, die sich bereits mit dem Print-Magazin GALPORT parallel entwickeln. Wird die Wichtigkeit des Zusammenwirkens dieser Pole erkannt, ist die Chance der Galerien groß einen eigenen sinnvollen Weg zu formen. Er ist immer eine gute Vorraussetzung, um langfristig in uniquer Weise wahrgenommen zu werden.

Foto/Logo: © crschulz kulturproduktion 2009, Düsseldorf

Montag, 18. Januar 2010

Bei Facebook im Café













 Einige wissen es längst. Zum Beispiel meine minderjährigen Kinder und alle ihre kleinen, selbstbewussten, Internet-affinen Freunde: innerhalb des Facebook Zaunes gibt es virtuelle Cafés oder bei Bedarf auch Bauernhöfe und vieles andere, das man sich aufbauen und mit näher zu beleuchtendem Zeitaufwand verwalten kann. Tun das viele, ist eine erwünschte Explosion von Klicks die Folge, die letztendlich für die Preisgestaltung der Werbeeinnahmen bei Facebook von Interesse sein wird. So weit, so bekannt. Ich versuche gelegentlich ein Kind dieser Zeit zu sein, also habe ich auch so ein Café aufgemacht, eine Woche lang Punkte und Café-Nachbarn gesammelt, bis mir klar wurde, dass ich mir tatsächlich Sorgen machte, wann das virtuelle Essen gar ist ... Darüber hinaus war ich in dieser Woche nicht sehr produktiv. Nachdem ich meinen neuen Freunden und Angestellten im Café Lebewohl gesagt hatte, war ich überzeugt mich durch das Löschen meines Facebook Accounts auch aus dem Zusammenhang gelöscht zu haben. Echte Freunde haben mir heute jedoch berichtet: Nutzer sind immer noch in der Lage, dieses Café virtuell zu besuchen, Tage nach der Löschung werden immer noch Speisen dort verteilt, mannigfaltige Freunde des Internets die noch im Besitz eines Facebook Accounts sind, kommen in mein ehemaliges Bistro, um sich prima verköstigen zu lassen. Doch wem gehört dieses Etablissement eigentlich jetzt, nachdem ich nun kein Besitzer mehr sein kann. Wieso läuft da etwas unter meinem Namen öffentlich weiter, in das ich nicht mehr involviert sein kann. Wer kassiert die virtuelle Kohle für die ausgegebenen Speisen. Ich selbst kann es nicht nachprüfen, da ich keinen Zugang mehr zu Facebook besitze. Wer regelt dort jetzt meine Geschäfte? Ein fremder, aber animierter Koch, dem mein Name bei jeder Bewegung über dem kleinen Kopf ruckartig folgt? Ein unheimlicher und bemützter Avatar? Eine Unperson? Ein Teil-Wesen, abgespalten von meinem Wollen. Welche Aussagen stehen über den Restesystemen einer solchen Neugier?

Andere Reste hier klicken.

Sonntag, 17. Januar 2010

The black and white punk james chance



James Chance ist sehr, sehr groß. Für mich ist er einer der musikalischen Größen überhaupt. Unglaublicherweise konnte man ihn vor etwas über zehn Jahren live im Kunstverein Malkasten in Düsseldorf erleben. Das Konzert war einer meiner aufregendsten Tage, selbst wenn es nicht der James Chance der 70er Jahre war, der sich an diesem Abend hören und sehen liess. Er und diese Form der Musik sollten nie vergessen werden und ich kann jedem jederzeit einfach alle Aufnahmen zum Zwecke höherer Erkenntnis und erstaunter Erbauung ans waidwunde Herz legen. Die einzige Platte die er mit den „Contortions“ bis zur Auflösung 1979 (danach hiess er z.B. „James White and the Blacks“) gemacht hat, heißt „BUY“ und wurde in der Besetzung James Chance | vocals, alto saxophone, keyboards, David Hofstra | bass, Don Christensen | drums, Jody Harris | guitar, Pat Place | slide guitar aufgenommen. Der Titel ist bestimmt als guter Rat gemeint. Einer der drei, (übrigens live im CBGB's aufgenommenen) Bonustracks von „Jailhouse Rock“ in der Chance Version ist ebenso unglaublich, wie die unten gezeigte Orginal-Aufnahme von James Chance and the contortions mit „I can't stand myself“.

Donnerstag, 14. Januar 2010

countdown läuft

Eine noch zu wenig beachtete digital-filmische Auseinandersetzung mit „Countdowns“ besitzt natürlich schon längst ein interessiertes Forum auf YouTube. Das direkte Abfilmen von Fernsehschirmen, das Zusammenstellen von fehlerhaften Filmschnipseln, Spielfilmen vorangestelltem (Arbeits-) Bildmaterial und Ausschnitten der animierten Konsolen-Games ist ein ästhetischer Versuch der ausgesprochen spannend ist.
Ausserdem passt das Thema „Countdown“ leider längst wieder ...
Video ab:

Mal ein Loblied auf HA Schult.

















Die vorgeschobene Diskussion ob HA Schult zu plakativ arbeitet oder ob er illustrativ wichtige Themen der Zeit für seine Form der Kunst nutzt, ist langsam gedacht und müßig, um nicht zu sagen langweilig. Man muss seine Trash-People nicht mögen, das wird ja von keinem verlangt. Aber niemand sollte so borniert sein und den elementaren Wert des Mülls und seine Umformung für das Kulturverständnis der westlichen Zivilisationen in Frage stellen. Denn diesem Thema stellt er sich und er schafft eine interessierte Öffentlichkeit dort, wo Politiker meist ins Schwafelige abgleiten. Das von den Nutzern schnell entsorgte Verpackungsmaterial und anderer Abfall ist selbstverständlich ein wichtiges Kulturgut, denn es wurde zumeist mit dem Ziel Müll zu sein hergestellt. Das gilt für Tetrapacks genauso wie für Kinderspielzeug. Auf dieser Idee baut unsere Gesellschaft wirtschaftlich gesehen auf. Mit einer Reihe von industriell aufbereiteten Materialien erzeugt, ist industrieller Müll immer durch die Hände vieler Techniker, Konstrukteure und Entwickler gegangen. Diesen Produkten wurde genauso viel Aufmerksamkeit zuteil, wie es jedes andere wichtige Produkt unserer Konsumgemeinschaft bekommt. Es unterliegt auch den gleichen Preis und Qualitätskriterien. Diese Kulturgüter befinden sich als Müll in einem Feld ihrer Existenz, die noch weit entfernt von jener Auflösung ist, die ihnen als Makel-Badge anhaftet. Diese vielfältigen Objekte der Mißachtung stehen an einem Punkt ihrer Erscheinung, die nach Verwandlung und zuführender Erkenntnis geradezu schreit. HA Schult hat diese Aufgabe als ein ehrenvolles Ziel, mit Unnachgiebigkeit exakt so angenommen, wie er es nun einmal tut. Mit der gleichen Intensität nimmt er sich jetzt wieder der Mobilität an.
Es stimmt eher traurig, daß immer weniger Künstler polarisierend in die Öffentlichkeit geraten. Es sind immer weniger Menschen, die sich unbequemen Fragestellungen aussetzen, aus Angst sich vom medialen Massenkonsens zu weit zu entfernen. Lieber werden kunstinterne Reflexionen mit vordergründig modernistischer Kunst durchgespielt oder Kunsttableaus erarbeitet, bei denen man sich – trotz des Tabus die in der Schönheit steckt – immer fragen sollte: Ist das eigentlich wichtig ...?
Die Umformungen und Verweise auf die wichtigen Fragen des Jahrhunderts aber werden durch die Kultur gelöst werden müssen. Nur dort liegt der Schlüssel. Wir brauchen mehr denn je Öffentlichkeit für jene Künstler, die sich an angeblich uncoolen, unpopulären, moralischen oder nicht so marktkonformen Feldern künstlerisch ab-arbeiten und die ihre Ideale nicht auf dem Altar der Nutzbarkeit und des leichten Geschmacks opfern. Das verlangt nach einer kompetenten Presse, die in der Lage ist, die gute Idee von der Mittelmässigkeit zu unterscheiden. Was die Zeitungen wohl dazu sagen?

Mehr von HA Schult Öko Globe

Dienstag, 12. Januar 2010

Das Zweite Feld














Für alle Freunde der besonderen Musik,verweise ich auf eine neue musikalische Skizze, die jetzt bei myspacemusic gehört werden kann. Gewohnt gewöhnungsbedürftige Texte unterstreichen die besondere Stimmung der mütigen bis schwermütigen Songs. Texte aus Arbeitslosenforen des Internets stärken dabei vernachlässigte Randgruppen seit einigen Jahren vermutlich ohne jede Konsequenz. Gerade darin liegt ein wichtiger Faktor dieser Kunst. Myspace als Versteck. Verstecke als Kunst? „Endgeil ist ideal“: so heisst der 1:30 min. Auschnitt des neuen Stücks. Der song liegt allerdings auch  in einer zweiten Textversion vor, die dann „Rakete Berlintapete“ heisst.

Das Zweite Feld hören.

Sonntag, 10. Januar 2010

Kulturgut schwarze Socke






















Was zuerst wie ein fehlgeleiteter Indianername klingt, ist in Wirklichkeit ein Stück dunkle, aber starke Identität für viele deutsche Männer. Damit das Herren-Outfit in diesem Punkt eine gleichbleibende Qualität behält, gibt es, bestehend aus 82% peruanischer Pima-Baumwolle, die klassische Wadensocke im Abo. Der somit vereinfachte, weil automatisierte Versand von drei Paar Testsieger-Socken erreicht den Mann ab dann mit größter Regelmässigkeit - um garnicht erst die falsche Schwärze den sensiblen Fuß berühren zu lassen. Ein lohnenswerter Kultur-link.

Mehr zu den Abo-Socken.

Samstag, 9. Januar 2010

Klischee-Routine Ruhrgebiet























Grundsätzlich sind wir alle begeistert, wenn untergehende Industriestandorte zu Hot-Spots der Kultur umfunktioniert werden. Der Duft leichtfertig aufgegebener Chancen steigt jedoch auf, wenn sich die Highlights der Kulturregion 2010 nicht in kritischen und weiterführenden Kontroversen ausbilden, sondern in Ausweidungen der altbekannten Klischeeroutine. Sollte jemand ernsthaft glauben, dass sich die finanziell vollkommen ausgebrannten Städte im Gebiet der Ruhr durch ein weiteres Regionalmuseum und Konzerte von westfälisch sprechenden Komikern wieder aufforsten ließen? Man greift auf die Kultur nur aus einem Grund zurück: weil sie immer noch da ist. Weil sie, bei aller Leere, das ist, was sich politisch noch in nutzbare Münze umschlagen lässt. Letztendlich, um nicht das ganze Gebiet in Aufruhr und Brandstiftung enden zu lassen.
Man darf von der Politik erwarten, das sie Menschen und Strukturen fördert die wirkende Idee tragen können. Dann bildet sich Kultur von ganz alleine. Ob der umgekehrte Weg als Versuch funktioniert, darf bezweifelt werden.
Da braucht es bestimmt nicht die immergleichen Fernsehgesichter, die sich medial auch mal als einige Ruhrgebietsfamilie neu erfinden will. Und wer singt? Richtig! Grönemeyer. Wer hätte das gedacht? Fritz Pleitgen sicherlich.
Man-kriegt-wohl-die-Kultur-die-man-verdient, woll …

ZEIT Artikel zur Ökologie des Ruhrgebiets.

Donnerstag, 7. Januar 2010

Bastelkonvolut, Bergagame


















Da waren die Bergagamenfotos und der Blick auf Apollo 12, ein Rezept für Kuddel-Muddel-Salat oder wie man aus den Tuben alles rauskriegt ohne Bluthochdruck. Nie mehr ausatmen bei blinden Heilern, die ganzen Insektenreste beim Koten festgehalten, die peinlichen Cranberries, Jedermann-Stars beim Singen und verwischt in der Tanzbewegung, das Bastelkonvolut „Doppeldecker“, unten die Sponsoren und die winzige Informationsschriftgröße. Ein Knistern wie beim Löschen der Spamdaten.
All diese Parties von gestern. Kunst ist zum Glück nie ganz weit weg.

adhesive tape

Paul Klee trifft Joseph Beuys
















Klee und Beuys miteinander in Zusammenhang zu bringen ist immer wieder eine sehr gute Idee. Sind sie doch beide als Persönlichkeiten und kunstgeschichtlich solitäre, immens einflussreiche Künstler.
Der Titel eines Bildes von Klee, "Ein Fetzen Gemeinschaft", steht synonym für die formale, inhaltliche, weltanschauliche und materiale Nachbarschaft seiner Arbeiten mit den Zeichnungen, Collagen, Aquarellen und Assemblagen eines Joseph Beuys der 40er, 50er und 60er Jahre. Bei der gezielten Auswahl der Arbeiten beider Künstler gilt das Hauptaugenmerk dieses ambitionierten Bandes den alltäglichen, „objekthaften“ Bildgründen wie Schreibpapier, Karton oder Zeitungen und dem Erfindungsreichtum der zeichnerischen und maltechnischen Materialien und ihren Kombinationen. Weiterhin werden kalligraphische Zeichnungen, tagebuchähnliche "Notationen", "informelle" Darstellungsformen präsentiert sowie die naturphilosophischen, "religiösen" Verwandtschaften beider Künstler erläutert.
Hrsg.: Tilman Osterwold (Hatje). 17,3 x 23,5 cm, 352 Seiten, 316 Abb., davon 145 farbig, geb. 35,00 Euro, Katalogbuch Bedburg-Hau

Das Klee Beuys Buch

Montag, 4. Januar 2010

Heinz Friedrich, Existenz und Aufgabe






















In Zeiten der zunehmenden Verunsicherung über die Geltung von Bildung und Kultur kommt der konkreten Auseinandersetzung mit kulturwissenschaftlichen Themen ganz besondere Bedeutung zu. Die Friedrich-Stiftung fühlt sich dem nach wie vor aktuellen und maßgeblichen Rang des literarischen und philosophischen Nachdenkens der Menschen über die eigene Existenz und Aufgabe verpflichtet. Das vielfältige Werk Heinz Friedrichs kann wertvolle Anregungen dazu geben. Lebenslang bemühte sich Friedrich um die schöpferische und humanisierende Kraft einer lebendigen Bildungstradition.
Er war 1945 jung und schwerverwundet aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt und begann aus dem Nichts, ohne jede Berufsausbildung, einen ganz der Kultur und Humanität gewidmeten Lebensweg: zunächst Journalist und Schriftsteller, mit 25 Jahren Feuilleton-Chef und Mitbegründer der “Gruppe 47”, dann Rundfunkredakteur und Leiter des “Abendstudios” im Hessischen Rundfunk, wurde Friedrich Cheflektor der Fischer-Taschenbücher und anschließend Programmdirektor von Radio Bremen.
Ab 1961 Chef des neuen DTV, galt er schließlich als “größter Taschenbuch-Verleger Europas” (Joachim Kaiser). Weiterhin auch als Essayist und Kulturkritiker tätig, wurde er zum Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste gewählt. Die Universität München berief Friedrich zum Honorarprofessor für Germanistik und Buchwissenschaft.


Buchtipps (Auswahl)
-Wirkungen der Romantik. Ein Beitrag zum Problem der poetischen Wirklichkeit. Reihe Geist und Gegenwart. Beiträge aus dem Abendstudio des Hessischen Rundfunks. Eremiten-Presse Frankfurt am Main 1954.
-Im Narrenschiff des Zeitgeistes. Unbequeme Marginalien. Verlag C. H. Beck München 1972. 2. Auflage 1973.
-Kulturkatastrophe. Nachrufe auf das Abendland. Verlag Hoffmann und Campe Hamburg 1979.
-Kulturverfall und Umweltkrise. Plädoyers für eine Denkwende. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1982. [Veränderte Taschenbuchausgabe von ›Kulturkatastrophe‹ (1979)]
-Gedichte. Ausgewählt von Horst Bienek. Privatdruck München 1982.

Die Friedrich Stiftung

Sonntag, 3. Januar 2010

Kultur, Spiegelwirtschaft, Schatten.















Wird ein Gegenstand von einer Lichtquelle beleuchtet, entsteht auf der Seite, die von der Lichtquelle abgewandt ist, ein dunkler Bereich. Dieser wird als Schatten bezeichnet. Gegenstände innerhalb des Schattens reflektieren wesentlich weniger Licht, als solche außerhalb.
Das kann ein gewisser Vorteil sein bei Menschen und Gruppen die im Schatten arbeiten wollen oder ihn brauchen um ihre Aktivitäten zu verheimlichen. Aus einer solchen Einstellung erwächst die sogenannte Schattenwirtschaft. Dort sind dunkle und unklare Aktivitäten heimisch, die mittels finanzieller Grauzonen an den sozialen Systemen und der Steuerabgabe vorbei operieren.
Schwarzarbeit ist nur ein Name dieses bekannten Phänomens. Man sollte endlich auch den als tiefdunkel einzustufenden Kapital- oder Aktienmarkt hinzurechnen, der neben der Schwarzarbeit einer der großen Profiteure von Wirtschaftkrisen ist. Dies lässt sich auch im Rückblick auf die Finanzproblematik des Jahres 2009 sagen, die, im Ausblick auf die kommenden 365 Tage, zwar auf einen drastischen Rückgang der Ausbildungsstellen hindeutet, aber gleichzeitig eines der profitablen Jahre für Bankgeschäfte darstellte. Gerade die deutschen Aktienmärkte waren neben den brasilianischen Aktien die erfolgreichsten. Wer Geld hatte hat jetzt noch mehr.
Alle hatten doch angenommen den Banken ginge es schlecht und deshalb mussten die Steuerzahler einspringen. Offensichtlich weit gefehlt.
Interessant ist dabei, wer im Schatten wie lebt. Und ist es nicht eine Frage von Kultur, wie diese Zustände bewertet werden? Denn es sind die Bankrotteure, Saboteure, Spekulanten und Finanzjongleure die aus dem Scham-Schatten herausgetreten sind. Sie sind hemmungslos und von der Politik begünstigt. Schlechte Aussichten für diejenigen die sich noch als Bürger fühlen.