Donnerstag, 14. Januar 2010

Mal ein Loblied auf HA Schult.

















Die vorgeschobene Diskussion ob HA Schult zu plakativ arbeitet oder ob er illustrativ wichtige Themen der Zeit für seine Form der Kunst nutzt, ist langsam gedacht und müßig, um nicht zu sagen langweilig. Man muss seine Trash-People nicht mögen, das wird ja von keinem verlangt. Aber niemand sollte so borniert sein und den elementaren Wert des Mülls und seine Umformung für das Kulturverständnis der westlichen Zivilisationen in Frage stellen. Denn diesem Thema stellt er sich und er schafft eine interessierte Öffentlichkeit dort, wo Politiker meist ins Schwafelige abgleiten. Das von den Nutzern schnell entsorgte Verpackungsmaterial und anderer Abfall ist selbstverständlich ein wichtiges Kulturgut, denn es wurde zumeist mit dem Ziel Müll zu sein hergestellt. Das gilt für Tetrapacks genauso wie für Kinderspielzeug. Auf dieser Idee baut unsere Gesellschaft wirtschaftlich gesehen auf. Mit einer Reihe von industriell aufbereiteten Materialien erzeugt, ist industrieller Müll immer durch die Hände vieler Techniker, Konstrukteure und Entwickler gegangen. Diesen Produkten wurde genauso viel Aufmerksamkeit zuteil, wie es jedes andere wichtige Produkt unserer Konsumgemeinschaft bekommt. Es unterliegt auch den gleichen Preis und Qualitätskriterien. Diese Kulturgüter befinden sich als Müll in einem Feld ihrer Existenz, die noch weit entfernt von jener Auflösung ist, die ihnen als Makel-Badge anhaftet. Diese vielfältigen Objekte der Mißachtung stehen an einem Punkt ihrer Erscheinung, die nach Verwandlung und zuführender Erkenntnis geradezu schreit. HA Schult hat diese Aufgabe als ein ehrenvolles Ziel, mit Unnachgiebigkeit exakt so angenommen, wie er es nun einmal tut. Mit der gleichen Intensität nimmt er sich jetzt wieder der Mobilität an.
Es stimmt eher traurig, daß immer weniger Künstler polarisierend in die Öffentlichkeit geraten. Es sind immer weniger Menschen, die sich unbequemen Fragestellungen aussetzen, aus Angst sich vom medialen Massenkonsens zu weit zu entfernen. Lieber werden kunstinterne Reflexionen mit vordergründig modernistischer Kunst durchgespielt oder Kunsttableaus erarbeitet, bei denen man sich – trotz des Tabus die in der Schönheit steckt – immer fragen sollte: Ist das eigentlich wichtig ...?
Die Umformungen und Verweise auf die wichtigen Fragen des Jahrhunderts aber werden durch die Kultur gelöst werden müssen. Nur dort liegt der Schlüssel. Wir brauchen mehr denn je Öffentlichkeit für jene Künstler, die sich an angeblich uncoolen, unpopulären, moralischen oder nicht so marktkonformen Feldern künstlerisch ab-arbeiten und die ihre Ideale nicht auf dem Altar der Nutzbarkeit und des leichten Geschmacks opfern. Das verlangt nach einer kompetenten Presse, die in der Lage ist, die gute Idee von der Mittelmässigkeit zu unterscheiden. Was die Zeitungen wohl dazu sagen?

Mehr von HA Schult Öko Globe

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich über Antworten und konstruktive Kritik.