Das ZAKK ist als Spielort für eine Band nicht immer ein schönes Erlebnis, zeigt sich die Halle oft als unsinnlich und als emotional etwas schwer aufzuheizen. Das hätte an diesem Abend jedoch auch an der kruden Publikums-Mischung aus geschminkten Spätintellektuellen und gehemmt-blasierten Sozialpädagogen liegen können, um nur ein paar schwer bewegliche Vorurteile zu benennen. Immerhin spielten die als legendär eingestuften Tindersticks auf, die mit sehr wenigen Plakaten in Düsseldorf, ohne Nennung des Support-Acts angekündigt waren. Fans mögen das Legendäre an den Tindersticks nachvollziehen wollen, ich höre mir nach diesem Abend wieder verstärkt die Gruppe Lambchop an. Warum die Fälschung nehmen, wenn man auch das Original hören kann. Das ist letztendlich spannender instrumentiert und arrangiert, der Sänger stirbt nicht permanent so offensichtlich theatralisch und der Rest knödelt auch nicht mit angezogener Handbremse vor sich hin.
Nein, schlecht war es trotzdem nicht. Die Zugaben waren von echtem Gefühl getragen, da hätte es losgehen können, aber da war eben schon wieder Schluss.
Last-but-not-least: früher hieß man Vorgruppe, heute ist das ein Support-Act und der wurde von der Band MICATONE aus Berlin geleistet. Ich sage geleistet, weil der Auftritt eine schöne, klare musikalische Leistung war. Sängerin Lisa Bassenge brachte beim Auftritt gleich eine glitzernde Spur Klasse und laszive Eleganz ins pseudo-linke ZAKK, die Band mit Boris Meinhold, Paul Kleber, Hagen Demmin machten professionell musikalischen Ernst. Irgendwie kam mir die Stimme der Sängerin bekannt vor, aber erst als ich schon wieder zu Hause war habe ich meine sträfliche Wissenslücke füllen können: die als New German Chanson selbst vom Mainstream-Magazin Stern gefeierte Band Nylon, ist eine weitere musikalische Heimat der Mitglieder von Micatone. Das Lied des Abends war vielleicht „Pearldiving“. Ich kann mich gut daran errinnern, weil es überhaupt nichts pomadiges hatte und diverse brilliante Sängerinnen in meinem Hirn vorbeischauten um die Band zu beglückwünschen. Allen vorgetragenen Songs wünscht man vielleicht noch etwas mehr Brechung, dann umschifften sie noch sicherer die entfernte Klippe eines möglicherweise zu poppig-glatten Vortrags. Es gibt über Micatone viele interessante Dinge im Netz zu entdecken: z.B. Auftritte in Berliner Yogastudios mit Falke Legware als Sponsor, das ist mal richtig schräg ... Ich wünsche MICATONE eine Menge Support aus jeder guten Richtung und muss einen Konzertbesuch der Band dringend empfehlen.
Zur Musik von Micatone.
Photo: ©kulturproduktion2010 Düsseldorf
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