Sonntag, 21. Februar 2010

Lois Renner bei Rupert Pfab
























Die Galerie von Rupert Pfab hat neue Räume bezogen. Direkt gegenüber der alten Galerie. So etwas ist ein Schritt in eine neue Perspektive, diesmal mehr von oben, liegen doch die Ausstellungs- und Büroräume zwei Treppen hoch im Hinterhof. Man durchquert vorher einen Patio, eine kleine Welt für sich, andere Galerien und Kreative sind Nachbarn, zu Sies und Höke blickt man ins beleuchtete Souterrain, man fühlt sich ein wenig privat und das ist keine schlechte Situation für ein Gespräch.
Die gut besuchte Eröffnung von Lois Renner umfasst etliche großformatige Fotografien des Österreichers. Was beeindruckt sind weniger die in der textlichen Kurzübersicht der Galerie angedeuteten Verhältnisse des Künstlers zum Spiel mit der Wahrnehmung, die angedeuteten Wirklichkeitszonen oder die von Kunstgeschichtlern leider zu oft zitierte ironisch-narrative Bildsprache, sondern es sind die wunderbaren Zusammenhänge der inneren Überzeugungsfähigkeit von Bild und Bildmotiv. Hier zeigt sich meist, ob man es mit einem guten Künstler zu tun hat oder nicht. Lois Renner transportiert das Verständnis der mittlerweile oft fiktiven oder atavistischen Ateliersituation und damit des ehemals genuinen Ortes von Kunstentstehung in eine aktuelle, nicht von Klischees dominierte Bildauffassung. Das macht er wirklich gut, da passiert Überraschendes, da entstehen Fotos, die die scheinbare Nebensächlichkeit von Arbeitsprozessen beinahe als greifbares Gefühl in eine fotografische Sprache umsetzen. Das schafft wunderbare Bildtexturen und -räume. Man fragt sich jedoch wie zwangsläufig wichtig die gleichzeitige Bearbeitung der abfotografierten Kleinmodelle und der selbstangelegten Malerei für das Endresultat ist. Wer Bilder sucht findet Malerei auch in der Fotografie selbst, was braucht es da verspielte Zitate von Malerei im Bild? Es bleibt aber schlicht und einfach sehr gute Fotografie, die durch die zusätzliche Hereingabe der Fleißarbeit im Modellbaubereich eigentlich hauptsächlich Auskunft über die Vielzahl der gestalterischer Möglichkeiten Renners bietet. Dieser Gedanke zu Ende gedacht führt bei Lois Renner nicht zu einer Erweiterung, sondern zu einer Art Implosion in das Medium der Fotografie. Ob dies an der Produktaffinität des Kunstmarktes liegt oder an der schlichten Schwierigkeit der Namensfindung bei einer Vielzahl von künstlerischen Talenten sei vorerst dahingestellt.
Die in der Galerie etwas verloren wirkenden Modellansichten, z.B. des in den Fotografien wieder auftauchenden Drum-Set werfen eine zusätzliche Frage auf: warum tauchen Versatzstücke der Fotografien überhaupt auf? Um den Betrachter von der Wirklichkeit des Modells zu überzeugen? Die so etwas leichtfertig ausgestellten Modelle wirken in dieser Situation didaktisch motiviert und führen dazu, Wahrnehmungsebenen und das Spiel mit Ihnen in den eigentlichen Arbeiten nicht mehr überzeugend zu erkennen. Das ist ein wenig schade bei einer gelungenen Ausstellung mit Fotografie.
Denn um Bilder zu erzeugen muss man noch mutiger werden.

Seitengleis zum Thema Bild.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich über Antworten und konstruktive Kritik.