Drift, Übergriff, Kritik. Ein offenes Kunstprojekt von Carsten Reinhold Schulz
Dienstag, 11. Januar 2011
Triegel malt den Papst nach Leipzig
Den Pabst von einem Foto abmalen dürfen und glauben, das sei ein Tabubruch? Das ist sehr lustig, Herr Triegel. Aber so äußern sie sich im Feuilleton der Welt von letzer Woche. Soweit wir alle wissen: der Papst ist mittlerweile ein netter Popstar mit leidlich grosser Anhängerschaft. Das manche ihn für ein Symbol halten ist die kulturelle Tellerrandidee eines schon lange verkauften Sinns. Nicht an eine Avantgarde zu glauben ist ebenso ein Allgemeinplatz, aber daraus falsche Schlüsse zu ziehen ist noch weniger eine Leistung. Sie hätten zudem gern selbst einen Glauben? Na, dann machen Sie sich doch einen, oder nehmen Sie einen aus dem großen Angebot. Glauben kann man alles. Man muss nur wollen. Kunst füllt die Leerstelle der Religion übrigens schon seit langem nicht nur in Ihrer Vorstellung, sondern gefühlt tatsächlich aus, und das eben nicht zum Vorteil der Gesellschaft. Dazu fehlen der Kunst die Möglichkeiten korrektiver Hinwendung und ein grundsätzlicher gesellschaftlicher Konsens. Wenn man den überhaupt suchen möchte, erreicht man ihn nicht mehr über religiös-mythologische Substrate, gezeugt im Glauben an das Handwerk. Damit stärkt man höchstens das System „Kunstprodukt“ in seiner heutigen, gesellschaftsklitternden Funktion. Fragen nach dem Avantgardismus sind ebenso veraltet, wie ein altmeisterlich wirkendes Gemälde vom Papst Teil jeder Bierwerbung sein könnte. z.B. zwei Japaner und der Papst hängt im Biergarten ... Jedes kreativ motivierte Papstbild ist das Gegenteil eines Tabubruchs. Es ist ebenso konform, so angepasst wie eine sehnsuchtsvoll zurückschauende Maltechnik heute als blosse Methode unter Hunderten gleich gültiger Möglichkeiten erscheinen muss.
Aber: ein toller Hund war auf dem Atelierfoto.
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