Drift, Übergriff, Kritik. Ein offenes Kunstprojekt von Carsten Reinhold Schulz
Donnerstag, 13. Januar 2011
Johannes Stüttgen auf der Birkenstrasse und das Kapital kommt nach Flingern
Den gegenseitigen Begrüssungen zufolge wirkte es wie ein Treffen alter Bekannter, die der Einführung in den erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys durch Johannes Stüttgen beiwohnen wollten. Ort: ein Kunstverein auf der Birkenstrasse in Düsseldorf Flingern. Das als kreativ gehypte Viertel Düsseldorfs, in dem die ersten Galerien schon wieder abwandern, ist bestimmt nicht der schlechteste Ort für das Gespräch über einen Kunstzusammenhang, der den gesamten Menschen fordern will. Johannes Stüttgens Unmittelbarkeit im Vortrag wirkt auch deswegen so symphatisch, weil der, trotz seiner langen Erfahrung bei der unermüdlichen Klärung von Fragen, suchende Stüttgen, der im vorgestellten besten Sinne Künstler Stüttgen, immer präsent ist. Nicht nur in einer gelegentlich vorsichtigen Suche nach der formenden, den Sinngehlt weitertragenden Wortwahl, sondern auch in der Gestik und Bewegung zeichnet er so Teile der Arbeit von Joseph Beuys deutlich nach. Es ist jedoch auch eine sprachliche Welt in die hier eingeführt werden muss. Präzise Begriffsdefinitionen und Kontexteinfügungen führen zu strukturierenden Perspektiven, wie bei der Materie und der Erde als Widerstand oder den erweiternden Zusammenhängen von Kapital und Kreativität. Ob am späteren Abend viele der Zuhörer die Über- und Unterschneidungen der Begriffe Substanz, Materie und Material noch so klar verinnerlicht haben werden, wie zum Zeitpunkt des Vortrags, ist schwer zu sagen: gerade in einer Zeit in der das Piktogramm beginnt die Sprache zu bespaßen. Daher ist es eines der Verdienste von Joseph Beuys die Erfahrungen über das Material und die Zeichnung – als ein Urtypus des Bildes – wieder auf menschliche Ebenen gelenkt zu haben, die mit Kopf, Gefühl und Willen nachvollzogen werden können und daher beständig wichtiger werden. Johannes Stüttgen sei unter anderem dafür Dank, daß wir das nicht so schnell vergessen wollen. Eine seiner Publikationen aus dem Jahre 1983 hat mich immerhin mit veranlasst herauszufinden was es bedeutet Künstler zu sein und trotzdem Humor zu haben.
Es hiess nach einem Titel der Bild-Zeitung: „Professor lag der Länge nach in Margarine.“
Johannes Stüttgen liest aus DER GANZE RIEMEN
Labels:
Johannes Stüttgen,
Joseph Beuys,
Kunst,
Kunstkritik,
Revolutionäre Kunst
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über Antworten und konstruktive Kritik.