Mittwoch, 19. Januar 2011

Street Art, die Stadt, der Tod.























Die Methoden der Vereinnahmung und jede werbestrategische Mehrfachnutzung sogenannter Street-Art-Künstler und Sprayer sind Legion und werden gerne mit selbstgefälliger Attitüde besprochen.
Es gibt keinen Grund über die Eingliederung von Street-Art in den Kunstmarkt besorgter zu sein als über die zu schnelle gesellschaftliche Absorbtion jeder anderen Kunstform auch. Wenn man allerdings Alex Rühles kleinlaute Auslassungen zur Street-Art in der SZ liest, mag man aufhorchen: scheint selbst ein manifestiertes Ranking solcher Kunst in den Neuerscheinungen des Buchmarktes für den Autor kein diskussionswürdiges Problem dazustellen. Eine ursprünglich tribalistisch und sozial motivierte Form der Selbstdarstellung wird hier mit Methode genialisiert und dem zugeführt wohin alle Kunst wandert – behält sie nur lange genug eine gewisse Ähnlichkeit – um gelabelt zu werden: in einer verkürzten Anerkennung als Produkt. Die Street-Art birgt allerdings Möglichkeiten neuer gesellschaftlicher Einsichten, die weit über städtische Fahrradkarten, auf denen die neuesten Arbeiten von Banksy oder Slinkachu verzeichnet sind, hinausgeht. Die Besprechung erinnert fatal an die verstümmelt rezipierte Version von „Jeder Mensch ist ein Künstler“ durch die Bild-Zeitung der 60er bis 80er Jahre, die zwar zu einem Zuwachs von Malkursen an Volkshochschulen führte, jedes revolutionäre Moment der Kunst jedoch zu verhindern wußte (siehe letzter Blogbeitrag). Das diese öffentliche Rolle jetzt der Süddeutschen Zeitung zukommt bestürzt.
Aber es sind auch die Künstler selbst die den Diskurs leichtfertig verschenken. Der öffentliche Raum und die Marke „Street-Art“ sind nicht nur für Firmen interessant, sie eignen sich ebenso aus Künstlersicht zur Selbstpopularisierung in Manier der Guerilla-Werbung. Der Umstand das Künstler sich meist selbst vermarkten müssen wird gerne vergessen. Er passt nicht so recht zum verträumten, idealisierten Künstlerbild. Die Entwicklung der Street-Art/ Urban-Art hat zu einem Rundum-Design des Öffentlichen geführt, durch soziale Netzwerke und YouTube ebenso vervielfacht wie instrumentalisierbar. Die fühlbaren Nischen und blinden Flecke einer Gesellschaft sind mittlerweile in den stylischen Präsentationsmodus geschaltet. Todd James u.a. liefern eine verdünnte Biennalemusik dazu.
Es beginnt jetzt die Zeit, in der die öden und für Sprayer unerreichbaren Flächen unter den Brücken der Stadt zu einer uniquen Dimension der Stille reifen.

Zur Weiterentwicklug der Street Art

1 Kommentar:

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