Cy Twomblys Nachruf in der Süddeutschen Zeitung |
Traueranzeigen sind prägnante kleine Weltsichten. Auch der Nachruf des Museums Brandhorst und der Bayerischen Gemäldesammlungen München zum Tode Cy Twomblys ist eine solche. Diese Traueranzeige ist jedoch – beinahe entwürdigend – zu einer Werbeplattform umfunktioniert. Das ist in solcher Bildhaftigkeit selten zu sehen. Einfach zu trauern war offenbar zu wenig: tatsächlich hat man es in sechs Zeilen geschafft, den Tod Cy Twomblys schamlos mit Informationen zur Grösse der eigenen Twombly Sammlung zu versehen, eine kuratorische Bewertung vorzunehmen, der Stadt München als Kunststandort auf die Schulter zuklopfen und für jedes Publikum vereinnahmend gleich mitzusprechen.
Das ist anmaßend, peinlich und erniedrigend für alle die Twombly als Menschen und Künstler lieben. Auch Herr Armin Zweite ist in der Traueranzeige verantwortlich aufgeführt. Ich habe ihn Mitte der neunziger Jahre bei einem Gepräch im K20 in Düsseldorf als sehr sensiblen und vorsichtigen Mann kennengelernt. Eine solche Todesanzeige ist jedoch von erschreckender Emotionslosigkeit.
Anstand und ehrliche Trauer hat der grosse verdienstvolle Künstler Twombly um jeden Preis verdient.
Die Traueranzeige von Herrn Brandhorst zeigt nur eine traurige Vermischung von eher unschönen Dingen.
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