Mittwoch, 23. März 2011

Sammlung und Anspruch: „Was uns antreibt“ in der WGZ




























Man kann auf verschiedene Arten seinen guten Ruf verspielen.
Kunst dient in vielfältiger Weise dazu einen Ruf und das zugehörige Sozialprestige zu festigen. Dieser Umstand gilt unbedingt, wenn man eine Bank ist, die über eine nicht unbedeutende Kunstsammlung verfügt und deren kuratorische Praxis darin auch von innovativen Ansätzen geprägt schien. Ein solcher Ansatz dürfte ein Minimal-Standard sein für einen adäquaten Umgang mit aktueller Kunst – vor allem, wenn man sich die Förderung junger Düsseldorfer Künstler auf die Fahnen geschrieben hat. Sollte diese Förderung ein Qualitätsanspruch sein, dann gilt es ihn zu bewahren. Er ist ein hohes, ein verletzliches Gut. Hier sollte Fingerspitzengefühl und Kompetenz agieren. Eine solche Sammlung schafft Verantwortung und wird von vielen Augen beobachtet.
Umso weniger ist die gestrige Ausstellung in der beeindruckend großen Halle der WGZ Bank an der Ludwig-Erhard-Allee 20 nachzuvollziehen. Die große Fülle an Besuchern und die höchste Riege der städtischen Führungselite konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass jeder Anspruch an die ausgestellte Kunst von der Bank ganz offensichtlich aus den Augen verloren worden ist. Weder ließ sich ein Zusammenhang oder eine begriffliche Klammer in der kuratorischen Umsetzung der Ausstellung finden, noch hatte sich die Berlinerin Ulrike Damm, als Verantwortliche, für Künstler entschieden, die eine echte Position auch nur entfernt zu vertreten gehabt hätten. Von Aktualität oder gar gesellschaftlicher Relevanz waren alle gezeigten Arbeiten so weit entfernt wie möglich.
Wenn der Vorstandvorsitzende der WGZ Bank, Herr Werner Böhnke, in den vorab ausgegebenen Informationen die „ ... sich rasant entwickelnde Gesellschaft “ anspricht und seinen Willen bekundet „ ... der Kunst angemessenen Raum zu geben“, dann sollte er sich auch für Kunst entscheiden die diesem Anspruch genügen kann. Alles Bildnerische der jetzigen Ausstellung, sei es das im informationsfreien Vortrag von Frau Damm zitierte Bild des Malers Roda („... saugt den Betrachter ins Bild“), oder die mehrfach bekräftigte (und sehr falsche) Behauptung der Maler Schneider hätte eine einzigartige Maltechnik entwickelt, weder die bunten Nashörner eines Nagel in „Radschlägerkampagnen-Manier“ oder die ermattende Methode verwischte Fotografien von Claes mit Malerei zu verbinden können noch auf fruchtbaren Boden fallen: das alles sind bestenfalls Befindlichkeiten, nur mühsam gestützt durch Allgemeinplätze und Begriffe eines bereits lange verrauchten kuratorischen Instrumentariums. Kein Experiment ist in den Werken wirklich zu spüren, keine Neuerung, keine Bewegung, keinerlei starke Haltung, bestenfalls verkürzende Reminiszenzen an künstlerische Vorbilder. Innovativ ist vielleicht, das die Kuratorin gleichzeitig auch Verlegerin des für 20.– EUR am Abend angebotenen Kataloges ist.
Die sich deutlich zeigende, auf weniger als das Mittelmass zielende künstlerische Perspektive der Ausstellung kann bereits als Verlust der Diskursfähigkeit innerhalb des aktuellen kulturellen Kontextes gewertet werden. Hier gilt es für die Sammlung die Notbremse zu ziehen, um nicht ins Unsägliche oder kulturell Provinzielle zu geraten. Mit der ursprünglichen Offenheit der Bank und dem früher oft unter Beweis gestellten Weitblick des für die WGZ-Sammlung verantwortlichen Ralph Hartwig sind versierte Voraussetzungen für reifere Intentionen vorhanden.
Abschließend lässt sich sagen, dass bereits im theoretischen Ansatz ein obskurer Weg gewählt wurde, Titel und Inhalt der Ausstellung mit einer Imagekampagne der Volksbanken zu verbinden und diesen Gedanken als Mehrwert öffentlich in den Pressetexten zu bekunden. Der Titel „Was uns antreibt“ zielt vorderseitig eher auf psychologischen Rückzug, auf Innerlichkeit, persönliche Kompensierung innerhalb der künstlerischen Arbeit und rückseitig zu durchsichtig auf ein niederschwelliges Imageangebot der Bank.
Mit einer sich rasant entwickelnden Gesellschaft oder echter Förderung von Kunst hat diese leichtfertige Ausstellung nichts zu tun.
Leider nicht empfehlenswert.

„was uns antreibt“
Foyer der WGZ Bank
Ludwig-Erhard-Allee 20
Düsseldorf, hinter dem Hbf
Öffnungszeiten:
9-19 Uhr, der Besuch ist kostenfrei

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