Montag, 23. Mai 2011

Kunst befreit vielleicht. Aber wovon?





















Die Sammlungen Düsseldorfs sind wieder zu besichtigen und standesgemäß brauchen die beteiligten Museen einen adäquaten Slogan zur Bewerbung der eigenen Wiedereröffnung: „Kunst befreit.“ Das ist Headline, Devise und so etwas wie ein Schlachtruf des runderneuerten Neubeginns. In der Stadt erkennt man auf vielen Plakaten in den Strassen frisches revolutionäres Blut durch die Venen der Kunstvermittlung strömen. Kunst befreit demnach.
Aber wovon eigentlich? Von den Sorgen des Alltags? Das tun Karl Moik und seine Orginal Oberkrainer auch. Befreit es von zu hohen Eintrittspreisen an den Museumskassen? Befreit es möglicherweise von einer sich ausbreitenden Zwei-Klassen Moral? Befreit uns die Kunst von immer grösser werdenden sozialen Unterschieden? Von sozialer Ungerechtigkeit? Von mangelnden gesellschaftlichen Perspektiven?
Kann der museale Nachbau einer Ex-Kneipe wie der des Creamcheese tatsächlich für einen Neuanfang stehen – oder werden nur Begriffsköder wie „Translokation“ ausgelegt für ein wiederholtes Erfinden der Sechziger-Jahre-Helden-Manifeste? Kunst könnte von Dummheit und Oberflächlichkeit befreien. Gelingt dies mit der Mär vom erlösten Helden auf Werbetafeln, mit denen man sich in Form eines selbstgemachten Fotobeweises über Flickr an einem Preisauschreiben zum Gewinn eines künstlerisch gestalteten Liegestuhls beteiligen kann? Ist diese Methode ein Rest der einst berühmten Interaktivität zwischen Kunst und Betrachter? Tatsächlich wird man an die Gauloises-Werbung: „Liberté toujours“, vor einigen Jahren erinnert. Erstaunlich. Mir wird so austauschbar im Gefühlsbereich ..., daraus könnten Werber gleich die Austausch-Bar machen.
Es gibt wohl einen Ausverkauf. Und er hat in den Museen bereits begonnen. Der oft gutgemeinte Rest erscheint als Hyperventilation gleichgeschalteter Ideenbörsen.
Schlimmer jedoch scheint mir der Effekt den dieser Slogan auf eine israelische Künstlergruppe hatte, die kürzlich Düsseldorf besuchte: die Künstler erinnerte der Ausspruch sofort an „Arbeit macht frei“. Und es scheint nicht weit entfernt.

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