Drift, Übergriff, Kritik. Ein offenes Kunstprojekt von Carsten Reinhold Schulz
Sonntag, 20. Februar 2011
Kriwet, Ferdinand. Hörstücke, Konkretes.
Ein bisschen wehmütig wird es oft, wenn die Kunsthalle ruft. Es ist jedoch eine gute Idee gewesen Ferdinand Kriwet, dem breiten Publikum hierzulande kaum noch geläufig, dem Schicksal des Vergessenwerdens nicht anheim fallen zu lassen – auch wenn seine Einflüsse bis heute spürbar sind. Herr Kriwet ist ein 1942 geborener deutscher Künstler, der aus der Kombination seiner Hörstücke und vielfältiger bildhafter Textbearbeitungen für jeden Interessierten gut zugänglich ist. Die Präsentation in der Düsseldorfer Kunsthalle bewegt sich jedoch auf einen etwas lauten, hauptsächlich collagierten Kriwet zu. Wenn sich einfache Ableitungen aus den Arbeitstechniken des Künstlers kuratorisch für die Präsentation herstellen lassen, scheinen die Wände jedoch gelegentlich überbunt. Ein wenig zu grob, zu voll für Nuancen. Zu laut. Zudem zeigt sich die Problematik in der Präsentation eines Künstlers der spartenübergreifend und audio-visuell gearbeitet hat in der Ausstellungspraxis: Die wenigen bereitgestellten Kopfhörer, um sich die tollen Hörstücke anzuhören, sind für die meisten Besucher anstrengend und scheinen den Betrachter beim Gang durch die Ausstellung zu isolieren. Eine andere Lösung als Filmbeiträge und Kopfhörer auf schlichten Bänken wurden für die Düsseldorfer Show jedoch leider nicht gefunden. Hier wäre mal richtig nachzudenken – mir fielen da ein paar schöne Sachen ein, das dürfte also auch dem Kuratorenteam gelingen. Die Hinwendung und Nutzung von Licht- und Werbeästhetiken und damit die Hinwendung zu Gefilden des POP frisst dann die Arbeiten Kriwets schliesslich deutlich auf. Man findet immer weniger menschliche Substanz. Die Beendigung seiner künstlerischer Laufbahn in den 1980er Jahren ist folgerichtig. Ein bisschen wehmütig wird es ja oft, wenn man die Kunsthalle verlässt.
Also: anschauen und selbst beurteilen.
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