Montag, 16. Juli 2012

Zwielichtiges Aufsichtspersonal bei El Greco trifft Gert Kaiser?

Museum Kunstpalast: Aufsicht mit Aussicht?

Mehrfach wurde mir davon berichtet, jetzt durfte ich es am eigenen Leib erfahren: das Anzug tragende, aber militaristisch agierende Ausichtspersonal, im von Generaldirektor Beat Wismer bespielten Düsseldorfer Kunstpalast, scheint nicht nur von handfesten Machtgefühlen beseelt, sondern neigt offenbar zu persönlichen und leicht gewalttätigen Übergriffen.

Unseriosität
Im Bereich der Verwaltung/Presse des Museum Kunstpalast war bereits gegen 14.00 Uhr niemand mehr anzutreffen. Das ist grundsätzlich schade. Als Mitglied des Deutschen Fachjournalisten Verbands bekommt man dankenswerterweise freien Eintritt und auch beste Wünsche des wirklich freundlichen Kassenpersonals, ein kompetenter Ansprechpartner ist jedoch im laufenden Museumsbetrieb nicht aufzutreiben.
Um etwas über die Ausstellung „El Greco und die Moderne“ in diesem Blog illustrieren zu können, habe ich, ohne jede Heimlichkeit, mit dem Mobiltelefon ein situatives Foto des Innenraums gemacht. Es war eine bewußt unklare Bilder-Spiegelung im Fussboden. Daraus entwickelte sich ein sehr aggressives Verhalten eines Mitarbeiters des Sicherheitsdienstes, der durch sein nötigendes Verhalten nicht nur tatsächlich in meine Persönlichkeitsrechte als Mensch, Journalist und Künstler eingedrungen ist (diese Nötigung machte ihm ganz offensichtlich große Freude), sondern später mit einem starken Rempler auch körperlich übergriffig wurde. Dies dürfte hoffentlich auf der Videoüberwachung des Museums aufgezeichnet worden sein. Mein Bild habe ich wegen der sich anbahnenden Eskalation gelöscht, aber der Effekt für das Museum verpufft natürlich, denn viele befreundete Künstler haben aus Solidarität mittlerweile Dutzende von heimlichen Bildern und Videos in den Räumen der El Greco Ausstellung gemacht. Was bleibt von einem solchen, überzogenen Verhalten des Personals? Ein Geruch der Unseriosität.

Aufsicht oder Saalschutz?
Natürlich habe ich versucht mich zu beschweren und erneut einen Ansprechpartner des Museum zu finden. Es war jedoch niemand mehr im Haus – außer dem besagten privaten Sicherheitsdienst – dessen Mitarbeiter in ihrem Verhalten und ihren körperlichen Gesten mehr an ein Überfallkommando von „Moskau Inkasso“ erinnerten (denen man eventuell jetzt Unrecht tut), als an eine Hilfe und Aufsicht im Museum. Ich fühlte mich an ausgesprochen schlechte Gangsterfilme erinnert. Für eine umfangreichere Auseinandersetzung mit dem Thema „Kunstwerke und Machtstrukturen“ empfehle ich die Arbeit „Picasso in Palestine“, des 1965 in Hebron geborenen Khaled Hourani auf der jetzt laufenden Dokumenta 13. Besonders interessant wird dieser Umstand, wenn man zuvor über die humanistische Prägung in den Bildern „El Grecos“ nachdenken durfte. Die Museumsaufsicht: die Idee der Professionalisierung wird offenbar deutlich mißverstanden und eine Kunst-Ausstellung die weltweit für Furore sorgen soll, bekommt auf diese Art einen vermeidbar deutlich provinziellen Touch. Großstädtische Gelassenheit sieht irgendwie anders aus.

Prof. Kaiser und die App
Wie kommt es wohl, daß sich der Germanist Gert Kaiser ganzseitig in der Rheinischen Post vom 14. Juli fragt, ob Düsseldorf eigentlich noch cool sei und wie es das wieder werden könnte. Davon abgesehen, ob es tatsächlich erstrebenswert ist, dem veralteten Begriff der Coolness hinterherzujagen, scheint es mir wichtiger, experimentelle Kunst entstehen zu lassen und solche kulturellen Freiräume zuzulassen, die nicht in etablierten Zonen geschehen. In Düsseldorf scheint das später Angesagte jedoch schon vorher feststehen zu müssen. Dabei gilt weiterhin die Aussage auf einer Postkartenaktion der 1990er Jahre:
„Kunst findet statt, nicht umgekehrt“.
Das Problem haben in Wirklichkeit die sogenannten Verantwortlichen der Stadt. Dort existiert ein offenbar großer Druck weltstädtisch sein zu wollen oder gar zu müssen.
Die App des Museums Kunstpalast war dafür als Ausgleich bei meinem Besuch wenigstens eine echte Katastrophe.
Irgendwie uncool ...


(Besprechung der Ausstellung „El Greco und die Moderne“ folgt)

2 Kommentare:

  1. Sehr geehrter Herr Schulz,

    ohne auf den polemischen Stil Ihres Blogbeitrags eingehen zu wollen, versichern wir Ihnen, daß wir in unserem Hause jegliche Kritik ernst nehmen. Zu den von Ihnen erhobenen Vorwürfen anläßlich Ihres Besuchs am Sonntag, den 15.7.12 nehmen wir wie folgt Stellung:
    Ihr Bedauern darüber, daß an einem Sonntag im Museum kein Personal in der Verwaltung oder Pressestelle anzutreffen ist, trifft auf Unverständnis. Die Leiterin der Pressestelle wie auch Direktoren und Kuratoren sind in dringenden Fällen am Wochenende mobil erreichbar.
    Ihr Vorwurf, daß kein kompetenter Ansprechpartner zu finden war, läßt uns fragen, wen Sie anzutreffen hofften.
    Hinsichtlich Ihres Wunsches, Ihren Blog illustrieren zu können, weisen wir darauf hin, daß für die bei uns gezeigten Sonderausstellungen aufgrund der Vorgaben der Leihgeber ein absolutes Fotoverbot besteht. Darüber wird jeder Besucher mittels der im Eingangsbereich zur Ansicht gebrachten Hausordnung informiert. Zusätzlich ist ein bildlich dargestelltes Fotoverbot im Zugangsbereich zu den beiden Ausstellungssälen für Jedermann sichtbar angebracht.
    Leider müssen wir Sie darüber informieren, daß auch Pressevertretern das Fotografieren in den Sälen nicht gestattet ist. Wir stellen Pressefotos zum Download im Pressebereich auf unserer website bereit und liefern gern auf Wunsch auch weitere Abbildungen. Darüber hinaus haben wir die Erfahrung gemacht, daß sich Medienvertreter, die die Ausstellung besuchen, meist vorab in unserer Pressestellen melden, damit Ihnen Pressematerial zur Abholung an der Kasse hinterlegt wird. Wie Sie selbst erfahren haben, gewähren wir bei Vorlage eines Journalistenausweises freien Eintritt, zudem 50% Rabatt auf den Katalogpreis.

    Zum Aufgabenbereich unseres Wachpersonals gehört es, auf die Einhaltung des Fotoverbots zu achten.Wir befolgen damit die vertraglichen Forderungen der Leihgaber, die das Fotografieren der uns überlassenen Kunstwerke untersagt haben. Ihnen ist dieses Vorgehen zur Vermeidung einer unerlaubten Reproduktion eigener Werke als Künstler sicherlich bekannt, daher sind wir verwundert, daß aus einem vermeintlichen Solidaritätsakt heraus, Ihre Künstlerfreunde mit Mißachtung des Fotoverbots agieren.

    Wir verwehren uns dagegen, daß Sie das in unserer Ausstellung „El Greco und die Moderne“ tätige Aufsichtspersonal in Ihrem Blogbeitrag öffentlich diskreditieren, in dem Sie dieses als „zwielichtig“, „militaristisch agierend“ „von handfesten Machtgefühlen beseelt“, zu „leicht gewalttätigen Übergriffen“ neigend bezeichnen und dieses zudem mit einem „Überfallkommando“ à la ‚Moskau Inkasso‘ vergleichen. Wir fordern Sie auf, diese verleumderischen Äußerungen zu unterlassen. Sollten Sie weiter Äußerungen solcher Art aufstellen, werden wir rechtliche Schritte prüfen.

    Die Mitarbeiter des Sicherheitspersonals sind uns als zuverlässige und höfliche Menschen bekannt. Auch während der bereits mehr als 100.000 Besucher zählenden Ausstellung haben wir keinerlei Beschwerden über mißfälliges Verhalten erhalten.
    Da uns seitens der von Ihnen namentlich nicht genannten Aufsichtskraft ebenfalls ein Bericht vorliegt, der auf die Begegnung mit Ihnen Bezug nimmt, verfügen wir nun über zwei unterschiedliche Sichtweisen des Vorgangs und der Rempelei. Eine Überprüfung der Kameraaufzeichnungen vom Sonntag verlief leider ohne Erfolg. Aufgrund des ständigen automatischen Schwenkens der Kamera konnte der Vorfall anhand der Aufzeichnungen nicht nachgewiesen werden.

    Sollten Sie in einer für Sie unangemessenen Form von unserer Aufsichtskraft auf das Fotoverbot hingewiesen worden sein, möchten wir uns dafür ausdrücklich entschuldigen.

    Ihre Ausführungen werden wir in den regelmäßigen Besprechungen des Aufsichtspersonals zur Sprache bringen.

    Wir hoffen, Sie bei einer der nächsten Ausstellungen in einer guten Atmosphäre in unserem Hause begrüßen zu können.

    i.A. Marina Schuster
    Museum Kunstpalast, Düsseldorf

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  2. Sehr geehrte Frau Martina Schuster,

    vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar.
    Er war durchwegs aufschlussreich und entspricht in einer gewissen Vollkommenheit der Ihnen gestellten Aufgabe im Unternehmen.
    Dass die Überprüfung der Tätlichkeit nicht mehr nachprüfbar ist, ist, vor allem für mich, bedauerlich, hätte eine funktionierende Überwachung doch für entsprechende Klarheit und möglicherweise auch Konsequenzen gesorgt.
    Sicherlich haben Sie persönlich aber alles in Ihrer Macht stehende getan, um für Klärung zu sorgen –
    davon gehe ich selbstverständlich aus.
    Best.
    Carsten Reinhold Schulz
    Projekt: „Der Künstler als Kritiker“

    P.S. Das zweite Taschenbuch der gleichnamigen Reihe
    ist mit allen Texten zum Jahresende im Buchhandel erhältlich.

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Ich freue mich über Antworten und konstruktive Kritik.